bremen heute
: Nicht gegeneinander ausspielen

Heute ist der „Tag der Armut“ und auf dem Marktplatz protestiert ein Bündnis unter dem Motto „Armut weltweit – Armut auch in Bremen“

taz: Was ist die Gemeinsamkeit zwischen Hartz-IV-Empfängern in Bremen und Menschen im Tschad?

Gertrud Gauer-Süß, Bremer Informationszentrum für Menschenrechte: Natürlich ist es nicht dasselbe, wenn man nicht in den Urlaub fahren kann oder verhungert. Die Gemeinsamkeit erschließt sich jedoch, wenn man den gesellschaftlichen Zusammenhang betrachtet, in dem Armut entsteht.

Was schlagen Sie vor?

Zum einen müssen wir unser Konsumverhalten ändern. Damit ist es jedoch nicht getan. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen überwunden werden, die im Moment den Welthandel bestimmen. Zum Beispiel machen subventionierte Agrarimporte aus der EU in vielen Ländern Afrikas die lokale Landwirtschaft kaputt.

Wie macht sich diese Unterentwicklung hier bemerkbar?

Einerseits ist es schon so, dass die niedrigen Sozialstandards in anderen Ländern teilweise die Arbeitslosigkeit hier begründen. Das darf aber niemals dazu führen, die Arbeiter gegeneinander auszuspielen und den „bösen Textilarbeitern“ im Süden die Schuld dafür zu geben. Vielmehr müssen die zu Grunde liegenden Mechanismen durchbrochen werden. Weiterhin wird auch versucht, mit der Armut im Süden den Sozialabbau hier zu rechtfertigen. Das läuft dann nach dem Motto „Guckt doch mal nach Afrika, da seht ihr, wie gut es Euch hier noch geht. Also beklagt Euch nicht.“

Fragen: Christian Jakob

Infos und Aktionen heute von 10 bis 18 Uhr auf dem Bremer Marktplatz