Kabinenpredigt
: Echt viertklassig

Die Welt zu Gast bei Tricksern? Mitten in das WM-Fieber platzt möglicherweise ein neuer Wettskandal in Berlin. „Wir wollen das so schnell es geht aufklären“, sagt Bernd Schultz, Präsident des Fußballverbands, der schon unter dem Fall Hoyzer zu leiden hatte.

Die Oberliga-Partie des Berliner AK gegen Anker Wismar warf den Verdacht auf: Ende April sollen Zocker in einem Wettbüro angeblich 4.400 Euro auf einen Auswärtssieg von Wismar gesetzt haben. Tatsächlich siegte Schlusslicht Wismar überraschend mit 3:1. Als die Zocker ihre Beute – angeblich 55.000 Euro – abholen wollten, verweigerte das Büro die Auszahlung. Grund: Manipulationsverdacht!

„Es ist unfassbar, was in dieser Oberliga los ist“, schimpft Peter Antony, Vorstand von Tennis Borussia, der Strafanzeige gegen Unbekannt stellen will. Nicht nur er will wissen, was an Gerüchten dran ist, dass Spieler auf die Niederlage des eigenen Vereins setzen – und dann lahm spielen. Gökmen Ilkyaz, Manager des SV Yesilyurt, kennt die Verlockung für Spieler, seitdem Wettbüros die 4. Liga anbieten: „Ein Spieler bekommt ein paar hundert Euro im Monat vom Verein. Er merkt schnell, dass es auf andere Art einfacher ist, an Geld zu kommen.“ Das Fernsehen ist selten zu Gast auf den Oberliga-Plätzen. Wer will da überprüfen, ob ein Stürmer aus Unvermögen das Tor verfehlt?

Als erster Club will Tennis Borussia jede Manipulation unmöglich machen: Jeder Spieler musste eidesstattlich versichern, dass er nie gegen die eigene Mannschaft gewettet hat und dies auch nicht tun wird. JÜRGEN SCHULZ