Held in eigener Sache

Neu-Eigentümer mit neuen Sorgen: Uwe Vorkötter, Chefredakteur der „Berliner Zeitung“, geht jetzt doch

Es ist natürlich noch nicht offiziell, aber die Berliner Zeitung hat einen Chefredakteur weniger: Uwe Vorkötter, eben noch mit diversen Preisen wegen seiner heroischen Abwehrhaltung gegen die Neueigentümer des Verlages beschmissen, geht. Und die haben einen neuen Image-Schaden.

Vorkötter, der 2002 von der Stuttgarter Zeitung an die Spree wechselte, sehe für sich unter dem neuen Regime keine Zukunft, berichteten gestern Eingeweihte. Finanzinvestoren um den britischen Medienunternehmer David Montgomery hatten den Berliner Verlag im vergangenen Herbst übernommen. Sie wollen im schwierigen Berliner Zeitungsmarkt 20-prozentige Umsatzrenditen erzielen und den Verlag zum Kernstück einer künftigen Zeitungskette umbauen. Bislang gelang aber nur der Zukauf des Boulevardblattes Hamburger Morgenpost.

Machbar seien solche Umsatzvorgaben aber nur bei deutlichem Personalabbau, sagen Insider. Bis zu 2 Millionen Euro sollen allein im Redaktionsetat eingespart werden. Vorkötter hatte stets angekündigt, dies nicht mitzutragen. Wohin es den studierten Volkswirt zieht, ist bislang unklar. Das Gerücht, er wechsle zur Ulmer Südwest Presse, soll Vorkötter jedenfalls grinsend dementiert haben.

Wichtiger für die Berliner Zeitung und den gesamten Verlag ist ohnehin, wer ihm nachfolgt. Vorkötters Stellvertreterin Brigitte Fehrle dürfte kaum durchsetzbar sein, da sie sich mit Vorkötter frühzeitig gegen die Neueigentümer positioniert hat. Bessere Chancen kann sich dagegen der andere stellvertretende Chefredakteur, Hendrik Munsberg, ausrechnen. Dem liege die „Vorgesetztenrolle“, heißt es in der Redaktion, außerdem habe er sich aktuell durchaus „karriereoffen“ gezeigt.

Die Belegschaft verhandelt derzeit über einen möglichst weitgehenden Schutz bei künftigen Rationalisierungsmaßnahmen. Ob dabei etwas herauskommt, ist ungewiss. Bestimmte Qualitäten sollte Vorkötters NachfolgerIn aber in jedem Fall mitbringen: „Das muss ein Schlachter sein, der jetzt kommt“, sagte gestern ein Mitarbeiter. STG