Der Bevollmächtigte

Der Duisburger Hüseyin Aydin soll die Berliner WASG auf Fusionskurs bringen. Eine undankbare Aufgabe

Mit seiner künftigen Gegnerin Lucy Redler hat Hüseyin Aydin noch nicht geredet. „Ich habe ihr auf die Mailbox gesprochen. Sie wird sich bestimmt bald melden“, sagt er. Hüseyin Aydin ist auf den Dialog angewiesen: Seit dem Wochenende hat der WASG-Bundestagsabgeordnete aus Duisburg den schwersten Job seiner Partei zu erledigen. Als Beauftragter des Bundesvorstands soll er den von der Parteispitze abgesetzten Berliner Landesvorstand ersetzen. Seine Mission beschreibt er so: „Ich muss den eigenständigen Antritt der WASG zur Senatswahl verhindern.“

Begeistert sei er nicht gewesen, als man ihm den Posten angetragen habe, sagt Aydin. Aber er wolle sich „der Verantwortung stellen“. Auch wenn der 43-jährige Gewerkschaftssekretär und Entwicklungspolitiker erst seit einem knappen Dreivierteljahr in Berlin lebt, traut er sich zu, die Hauptstadt-Trotzkisten zu bändigen. „Die Berliner Szene kenne ich mittlerweile ganz gut“, sagt er.

Seine Kenntnis der Wirren in der Partei vor Ort dürfte Aydin die Aufgabe des Bevollmächtigten allerdings nicht eingebracht haben. Viel mehr qualifiziert ihn seine Nähe zum Bundesvorstand: Mit Axel Troost, einem der Parteichefs, lebt Aydin in einer schicken Wohngemeinschaft in Berlin Mitte. Das Vertrauen der WASG-Oberen sicherte sich Aydin auch während des Bundestagswahlkampfs in Nordrhein-Westfalen, als er als „Sherpa“ von Oskar Lafontaine dafür sorgte, dass der Spitzenkandidat die Unterstützung des größten Landesverbandes bekam.

Den Berliner Parteirebellen wird mit Aydin ein harter Brocken vorgesetzt. Als Gründungschef der WASG in Nordrhein-Westfalen war Aydin berüchtigt für seine wütenden Brüllanfälle. Gleich mehrere Vorstandskollegen traten zurück, weil sie mit Aydins angeblich autoritärem Führungsstil nicht zurecht kamen. „Er begreift nicht, dass man in einer demokratischen Partei nicht agieren kann wie in einer Gewerkschaft“, lautete der Vorwurf seiner Kritiker – gleiches bekamen auch die Bundesvorstände Klaus Ernst, Axel Troost und Thomas Händel immer wieder von der Basis zu hören.

Aydin selbst betont, dass er „immer ein Befürworter einer pluralistischen Linken“ gewesen sei. Eines ist ihm mit Blick auf seinen neuen Job aber auch klar: „Im Konsens mit allen kann ich meine Aufgabe sicherlich nicht erfüllen.“ KLAUS JANSEN