Windradbauer erwarten viele neue Aufträge

Heute beginnt die internationale Leitmesse der Windkraftbranche. Unternehmen rechnen mit starkem Wachstum, vor allem im Ausland. Offshore-Parks sollen erstmal mit Hilfe eines Testfeldes vor Borkum ausprobiert werden

Auf der Welt wird man 2010 mehr als doppelt so viel Windenergie gewinnen können wie heute. Das hat eine Branchenumfrage vor der Internationalen Leitmesse „Windenergy“ in Hamburg ergeben. Selbst der Spitzenreiter Deutschland wird demnach um weitere 30 Prozent zulegen. Diesen Prognosen zum Trotz verzögert sich allerdings der Bau deutscher Windparks auf See. Bei der Messe, die heute beginnt und am Freitag endet, werden 330 Unternehmen, Institutionen und Verbände aus 26 Nationen erwartet.

Nach der Studie, die das Deutsche Windenergie-Institut (Dewi) erarbeitet hat, wird Deutschland sein Ziel, bis 2010 Windräder mit insgesamt 2.000 bis 3.000 Megawatt Leistung ins Meer zu stellen, nicht erreichen. Das AKW Krümmel ist für 1.260 Megawatt gebaut worden.

Die nötigen Rohstoffe, Kupfer, Aluminium und Stahl, sind teuer geworden. Weil die deutschen Anlagen weit draußen auf See stehen müssen, ist der Aufwand groß, sie zu bauen und zu unterhalten. Das lohnt sich nur bei besonders großen Windrädern mit fünf Megawatt Leistung, von denen es erst wenige gibt. Dazu kommen die Konflikte mit anderen Meeresnutzern um Standorte und Kabeltrassen.

„Borkum-West ist das einzige Projekt, das alle Genehmigungen zusammen hat“, sagt Gudrun Wiebe, Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Das Vorhaben 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum ist im vergangenen Jahr von der Firma Prokon an die „Stiftung der deutschen Wirtschaft für die Nutzung und Erforschung der Windenergie auf See (Offshore-Stiftung)“ verkauft worden, die dort ein Testfeld mit zwölf Windrädern betreiben will. Mit Hilfe einer Förderung durch das Bundesumweltministerium sollen verschiedene Anlagentypen erprobt und es soll die Wirkung des Windparks auf die Umwelt untersucht werden. Frühestens 2008, schätzt das Dewi, wird mit dem Bau begonnen.

In der Branchenumfrage bezeichnete fast die Hälfte aller angesprochenen international tätigen Windenergieunternehmen das umstrittene Testfeld als „sehr wichtig“. 29 Prozent bewerteten es als „nicht so wichtig“, weil es zu spät komme. 13 Prozent äußerten die Befürchtung, das Testfeld könnte den Bau von Windparks auf See verzögern, „weil erst die dort gemachten Erfahrungen abgewartet werden“.

Während sich der Markt für Windkraftanlagen in Deutschland allmählich in Richtung Sättigung bewegt, hat in anderen Ländern der Boom erst begonnen: In den USA ist die installierte Leistung 2005 um 36 Prozent gewachsen, in Indien um 48, in China um 65 Prozent. Je niedriger das Ausgangsniveau, desto höher war das Wachstum.

Folglich stürzen sich die deutschen Hersteller auf den Export. Nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie werden 60 Prozent der in Deutschland hergestellten Windräder und Bauteile ins Ausland geliefert. 65.000 Mitarbeiter der deutschen Hersteller und Zulieferer versorgten 50 Prozent des Weltmarktes. In Deutschland selbst spielt die Äolsharfe dabei längst nicht mehr nur im Norden. Von 18.400 installierten Megawatt standen 2005 in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen zusammen nur rund 7.300 Megawatt. GERNOT KNÖDLER