Ballern im Namen der Stadt

SENATSJAGD Hamburg lädt jährlich Unbekannte zur heimlichen Jagd in seinen Forst bei Bad Segeberg

Sie wurden am Montag zur Strecke gebracht: 40 Stück Damwild, zwei Rehe und ein Wildschwein ließen nach Angaben der Hamburger Wirtschaftsbehörde ihr Leben auf der Senatsjagd in der Revierförsterei Alt-Erfrade. In dieses Hamburger Revier in Schleswig-Holstein bei Bad Segeberg hatte die Behörde zur jährlichen Hatz auf Hirsch und Sau geladen. Nach Ansicht der Grünen gehört diese „feudale Brauchtumspflege ein für alle Mal abgeschafft“. Der Senat aber will weiter ballern, so die Auskunft.

Nach Protesten war die Jagd in den 1980er Jahren abgeschafft worden. Aber „Anfang der neunziger Jahre“, so antwortet der Senat auf eine Anfrage des grünen Fraktionschefs Jens Kerstan, wurde sie heimlich wieder eingeführt: „Eine Unterrichtung der Öffentlichkeit findet nicht statt, weil das schutzwürdige Interesse der Teilnehmer überwiegt“, so der Senat. Inoffiziell aus Angst, militante Tierschützer könnten ihnen das Auto anzünden oder die Fenster einwerfen.

Kerstan fordert nun, gestern solle „die letzte Jagd im Namen des Hamburger Senats“ gewesen sein. Besonders ärgert ihn, dass sie auch während der rot-grünen Koalition von 1997 bis 2001 und des schwarz-grünen Bündnisses von 2008 bis 2010 von der für Wälder zuständigen Wirtschaftsbehörde organisiert wurde: „Wir wussten davon nichts“, sagt Fraktionssprecher Jan Dube.

Gestern gingen 26 Waidmänner mit Jagdscheinen inkognito in dem 10.000 Hektar großen Gelände auf die Pirsch. Ziel der Aktion sei es, „den von der Segeberger Jagdbehörde festgelegten Abschussplan soweit wie möglich an einem Tag zu erfüllen“, sagt der Senat. Außerdem werde „die Jagd zum Anlass genommen, Kontakte zwischen Wirtschaft und Politik zu schaffen und zu pflegen“. Dabei hat Wirtschaftssenator Frank Horch den Jägern im Morgengrauen nur „Waidmannsheil“ gewünscht und ist ohne einen Schuss wieder nach Hamburg gefahren. Er hat nämlich keinen Jagdschein.  SMV