KURZKRITIK: ANDREAS SCHNELL ÜBER „DIE BRÜDER LÖWENHERZ“
: Ein braves Märchen

Wo letztes Jahr vor Weihnachten am Goetheplatz noch Robin Hood für Umverteilung kämpfte, geht es dieses Jahr um den Tod.

Astrid Lindgrens „Die Brüder Löwenherz“ erzählt dabei von Karl, „Krümel“ genannt, und Jonathan. Jonathan, stark, klug und mutig, ist tot, der Bruder vermisst ihn. Bei Lindgren springen sie am Ende gemeinsam in den Tod. Frank Abt wählt für seine Inszenierung ein anderes Ende: Nachdem Karl eines Nachts Jonathan im Traum erscheint und ihn in ein Land jenseits der Sterne führt, wo sich alle Wünsche erfüllen, überwindet er nach zahlreichen Abenteuern seine Angst: Als sich der Bruder erneut verabschiedet, kann Karl endlich loslassen.

Bis dahin hat er sich ein paar Kilo vom Leib geschlottert: Bis in die Haarspitzen zittert Justus Ritter als Karl durch das Stück, bis er zur Ruhe kommt. Das ganze Gegenteil sein Bruder: Der bullige Simon Zigah spielt Jonathan herzenswarm gelassen. Die übrigen Figuren sind bei Cornelia Dörr, Alexander Swoboda, Claudius Franz und Tänzerin Frauke Scharf (als Pferd) in den besten Händen. Dabei müssen sie auch die Rollen diverser Bösewichte ausfüllen, als der Kampf ums Paradies, das verdächtige Spuren eines Jugendzimmers trägt, entbrennt. Da wird’s ungemütlich, heulen Sirenen, stapfen Finsterlinge über die Bühne. Am Ende: Beifall für alle Beteiligten. Verglichen mit „Robin Hood“ allerdings ein braves Märchen.