Überwachung total

Datenschutz ernst nehmen. Der Science-Fiction-Kultautor Bruce Sterling über RFID in der Dortmunder Phoenix-Halle

Auf den ersten Blick scheinen sie eine simple Weiterentwicklung des Barcode zu sein (bekannt von jeder Supermarktkasse). Doch RFID-Etiketten sind passive Radiosender in Miniaturformat. Werden RFID-Chips per Funkwellen angesprochen, senden sie gespeicherte Informationen zurück. Das kann heute schon auf eine Entfernung von sechs Metern geschehen – ohne dass der Träger dies mitbekommt. So können Waren weltweit identifiziert werden. Aber auch Personen können dank dieser neuen Technik unbemerkt überwacht werden. Alle Tickets der Fußball-WM 2006 sind mit RFID-Chips ausgestattet.

Am Samstag gehen in der Dortmunder Phoenix-Halle internationale KünsterInnen und WissenschaftlerInnen in öffentlichen Vorträgen der Frage nach, wie es sein wird, in einer Welt zu leben, in der alle Dinge unaufhörlich miteinander reden. Es geht um künstlerisch-kritische Auseinandersetzungen mit der Radio Frequency Identification (RFID) Technologie, die in Deutschland maßgeblich von verschiedenen Forschungsinstituten in Dortmund entwickelt wird. Nach dem Auftakt mit Science Fiction Autor Bruce Sterling (Belgrad), der zusammen mit William Gibson („Neuromancer“) den Begriff „Cyberspace“ geprägt hat und sich mit zukünftigen technologischen Entwicklungen auseinander setzt, sprechen Rena Tangens und padeluun. Sie gehören zu den profiliertesten Kritikern von RFID in Deutschland und berichten von Ihrer Stop-RFID Kampagne, dem Metro-Skandal, dem Einsatz von RFID in Fussball-WM-Tickets und entwerfen eine Zukunftsvision für die Nutzung von RFID, die Datenschutz-Aspekte ernst nimmt. Wolfgang Lammers vom Fraunhofer Institut Materialfluss und Logistik in Dortmund gibt anschließend Einblick in die Arbeitsbereiche und die derzeitigen Forschungsvorhaben.

Abends treten dann im Rahmen des diesjährigen Kulturschwerpunkts in Nordrhein-Westfalen: „scene: estland lettland litauen in nrw“ die Rigaer Gruppe Clausthome und VJ Martins Ratniks (F5/RIXC) live in der Solar Radio Station auf mit einem Live-Audiostream vom VIRAC Radioteleskop in Irbene, dessen Daten von der Sonne und aus dem Weltall elektronisch verfremdet und vom VJ visuell interpretiert werden. PEL

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