KOMMENTAR: PETRA SCHELLEN ÜBER MIGRANTEN-FÖRDERUNG
: Kapitalisten suchen Statisten

Mit planvoller Integrationspolitik hat ein solches Projekt nichts zu tun

Eigentlich können jetzt alle, die schon immer für mehr Integration plädiert haben, zufrieden sein: Niedersachsen hat ein „Kompetenzzentrum Migration“ gegründet, das Zuwanderern helfen soll, eine ihrer Qualifikation angemessene Arbeit zu finden.

Das ist löblich und soll auch nicht klein geredet werden. Unbehagen erzeugen allerdings die Motive der scheinbar noblen Aktion: Denn eigentlich will man bloß Lücken im deutschen Arbeitsmarkt schließen und den bald dräuenden Fachkräftemangel auffangen; spät hat man erkannt, dass das mit den weniger werdenden Deutschen allein nicht zu stemmen ist.

Da besinnt man sich also der sonst eher vernachlässigten Migranten und preist deren „brach liegendes Potenzial“. Aber man tut es eben nicht, um diesen Menschen eine Existenz in Würde, um ihnen Selbstbewusstsein zu verschaffen, ja: sie als gleichberechtigten Teil der Gesellschaft anzuerkennen. Vielmehr bedient man sich ihrer, da man sie gerade braucht – und wird das vermutlich auch nur so lange tun, wie man sie braucht.

Mit planvoller Integrationspolitik oder Respekt vor Zuwanderern, die ja durchaus willens sind, ihre Fähigkeiten in diese Gesellschaft einzubringen, hat das nichts zu tun. Eher mit einem kalten Kapitalismus, der Menschen als beliebig verschiebbare Statisten betrachtet.

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