heute in bremen
: „Der Chef muss sich kümmern“

Die Arbeitsschutzkonferenz des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bremen beschäftigt sich mit Wiedereingliederung in den Beruf

taz: „Betriebliches Eingliederungsmanagement“, kurz BEM – was verbirgt sich dahinter?

Friedrich Mehrhoff, Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften: Es geht dabei um Menschen, die krank geworden sind und die der Gesetzgeber im Job halten möchte. Ein Arbeitgeber darf diese nicht mehr in die Frührente abschieben, sondern ist dazu verpflichtet, sich frühzeitig um sie zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie trotz Krankheit oder Behinderung weiter arbeiten können.

Wie funktioniert das?

In kleineren Betrieben weiß der Chef in der Regel, was mit den Leuten los ist, in größeren Betrieben muss man dafür erst Strukturen aufbauen, sich mit den Betriebsärzten abstimmen. Das Problem ist ja oft, dass die Ärzte, die jemand krankschreiben, gar nicht wissen, wie dessen Arbeitsplatz aussieht. Deshalb können sie gar nicht beurteilen, ob jemand bei seiner Rückkehr besser drei oder vier Stunden arbeitet.

Das bedeutet, dass der Chef persönliche Dinge über seine Mitarbeiter erfährt.

Das ist etwas, was viele Mitarbeiter umtreibt. Auf Betriebsversammlungen heißt es dann oft: „Warum kümmert ihr euch um unsere Krankheiten, das ist unsere Sache.“ In anderen Ländern wird das nicht als Problem gesehen, da ist das Verhältnis zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern ohnehin persönlicher, weil es keine sozialen Sicherungssyysteme gibt, die eingeschaltet werden können.

Aber kann eine Krankheit nicht signalisieren, dass jemand den Job aufgeben sollte?

Ja, aber es geht beim BEM um diejenigen, deren Krankheit nicht die Ursache im Job selbst hat.Fragen: Eiken Bruhn