Geld, Akademie etc.
: Nirgendwo Selbstbedienung

Manfred Fischer kann sich einen ironischen Unterton nicht verkneifen. „Wir sind die am besten beobachtete Kulturinstitution des Landes“, sagt der Verwaltungsdirektor der Akademie der Künste und berichtet von bereits drei Haushaltsprüfungen seit Anfang des Jahres in seinem Haus.

Besonders genau wollte es jetzt der Bund wissen, der seit letztem Jahr für die Berliner Einrichtung zuständig ist. Das Büro von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) ordnete einen Sonderbericht über die Honorare an, die die Akademie 2004 und 2005 an ihre Mitglieder zahlte. In aller gebotenen Akribie ging man daran, zu überprüfen, ob sich alle an die freiwillige Vereinbarung hielten und für Veranstaltungen im eigenen Haus auf einen Teil ihres marktüblichen Künstlerhonorars verzichteten. Der Bericht, der seit Ende letzter Woche vorliegt, ist elf Seiten kurz – und im Wesentlichen positiv.

„Höhe und Häufung der Zahlungen an Mitglieder sind als angemessen zu bezeichnen“, zitiert Verwaltungsdirektor Fischer aus dem Bericht und verliest mit hörbarer Genugtuung das Ergebnis: „Keine Hinweise auf eine Selbstbedienungsmentalität in der Akademie der Künste.“

Obwohl also berühmte Leute wie Günter Grass bei Auftritten im eigenen Haus auf die Hälfte ihres üblichen Honorars verzichten und so zur Entlastung des Steuerzahlers beitragen, blieb am Ende in der Öffentlichkeit nur das Wort „Selbstbedienungsmentalität“ hängen. Honorarabrechnungen seien fehlerhaft, mäkelte letzten Samstag die Berliner Zeitung, außerdem seien Gelder geflossen für Ausstellungen, die nie stattgefunden hätten. Manfred Fischer findet, Posten wie „200 Euro für Beteiligung an einer Literaturveranstaltung“ hätte man vielleicht genauer dokumentieren können und das Kuratorenhonorar für das 2004 geplante Großereignis „Raum. Orte zur Kunst“ daran koppeln müssen, ob die Ausstellung tatsächlich stattfindet. Hagen-Philipp Wolf vom Büro des Kulturstaatsministers findet die Aufregung nicht der Rede wert. „Dass die ihre Taxiquittungen nicht ordentlich abrechnen, ist kein Problem“, sagt er lässig. „Das bewegt sich im Promillebereich.“ Tatsächlich wurden letztes Jahr ganze 53.000 Euro an Mitglieder gezahlt, weniger als fünf Prozent der gesamten Honorare.

Der Steuerzahler kann sich also entspannen. Zudem soll es bald eine verbindliche Honorarrichtlinie geben, noch vor der Sommerpause soll sie im Akademiesenat verabschiedet werden. Unter der Herrschaft des Bundes ist die Zeit informeller Absprachen vorbei, das wissen spätestens jetzt alle Mitglieder der Akademie. NINA APIN