LESERINNENBRIEFE
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Unsinnige Wehrdienstverkürzung

■ betr.: „Koalition beschließt Mini-Zivildienst“, taz vom 18. 5. 10

Die Verkürzung des Zivildienstes ist Folge der Wehrdienstverkürzung. Die aber ist unsinnig und dient nur dazu, zu vertuschen, dass die Bundeswehr längst eine Profiarmee von Freiwilligen ist. Von 250.000 SoldatInnen sollen gerade mal 25.000, also nur ein Zehntel, Wehrpflichtige für sechs Monate sein. Dafür stellt die Bundeswehr Ausbilder und Liegenschaften, Ausrüstung und Waffen, Sold und Sozialleistungen für viel Geld bereit. Außerdem wird für Erfassung, Musterungen, Frei- und Zurückstellungen, Einberufungen und Durchsetzung der Dienstpflicht der riesige Apparat der Wehrpflichtbürokratie aufrechterhalten. Ein ähnlicher Apparat ist für den Zivildienst notwendig. Hier wird Geld zum Fenster hinausgeworfen. Gespart wird nur beim verlängerten Zivildienst, der trotz Gleichheitsgebots des Artikels 3 Grundgesetz nicht wie verlängerter Wehrdienst vergütet werden soll. Dabei ist die Verlängerung unnötig, denn jede Dienststelle im zivilen Bereich kann ausscheidende Zivildienstleistende zivil weiterbeschäftigen. ULRICH FINCKH, Bremen

Illusionen in unsere „Demokratie“

■ betr.: „Die gestohlene Demokratie“, taz-Debatte vom 14. 5. 10

Ihr solltet Joachim Buwembo doch einmal darüber aufklären, dass er sich gewaltige Illusionen über unsere „Demokratie“ macht! Hochgerechnet auf unsere ökonomischen Verhältnisse und Möglichkeiten kann man doch mit einiger Fantasie alle seine Klagen ziemlich nahtlos auf unsere Verhältnisse übertragen. Nur auf Gewalt kann man hier vorläufig noch verzichten, weil die herrschenden Kräfte über die Medien alles ziemlich fest im Griff haben und noch nicht mit Widerstand gegen ihre undemokratische Politik zu rechnen brauchen. Abweichler wie Grüne und Linke werden so lange propagandistisch und medial stranguliert, bis auch sie in den neoliberalen, neokonservativen und neoimperialistischen Chor der Etablierten einstimmen. LUDWIG SCHÖNENBACH, Bremen

Wer sind denn „wir“?

■ betr.: „Wir brauchen keinen Boss“, taz vom 18. 5. 10

prinzipiell ist dem natürlich zuzustimmen. aber kann mir die taz jetzt noch erklären, wer „wir“ eigentlich sind und warum man das auf die titelseite packen muss? in der tat: wenn „wir“ trotz euro-krise, griechenland oder der zum bürgerkrieg ausufernden lage in thailand keine größeren sorgen haben als ein verletzter fußballerknöchel, dann kann es „uns“ in deutschland ja so schlecht nicht gehen. CHRISTOPHER WIMMER, Teising

Stimmige Beobachtung

■ betr.: „Bei Luthers unterm Sofa“, taz vom 14. 5. 10

Danke, Doris Akrap! Sie haben Erfahrung mit zwei nicht zu unterschätzenden Familienkulturen als Tochter. Wunderbar, dass Sie Ihre stimmige Beobachtung weitergeben! Ich habe sie als ehemalige Protestantin und Witwe eines ehemals geweihten Katholiken genauso erlebt. Immer wieder weise ich auf diese – wie ich finde – gar nicht so subtilen Unterschiede hin. Der Vorteil einer gelebten Ökumene ist dann aber auch, sich in beiden Seiten der christlichen Medaille zu spiegeln, um sich von beiden Seiten unabhängig machen zu können. CLAUDIA STRASSMANN-ULBRICH, Türkenfeld

Unfug Christentag

■ betr.: „Die spirituelle Videoüberwachung“, taz vom 15. 5. 10

Danke an Herrn Misik für seinen Kommentar, ein Licht im Dunkel. Wie kommt die taz dazu 3 x 8 Seiten über einen Unfug wie einen Christentag oder sonst eine religiöse Veranstaltung zu berichten? Das war völlig daneben. KLAUS GRÜNEWALD, Berlin