betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Die Tage des Wartens sind vorüber. Nun wird es ernst: Im Maxim Gorki Theater eröffnet die Intendanz von Shermin Langhoff und Jens Hillje mit einem ehrgeizigen Premierenmarathon. Das erste Wort hat Anton Tschechow und sein Stück „Der Kirschgarten“ – Drama eines Epochenwechsels, das besonders diejenigen zu Boden wirft, die die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig erkennen. Es inszeniert Nurkan Erpulat, Ernst-Busch-Absolvent, der am Ballhaus Naunynstraße seinen Durchbruch erlebte, bis zum Ende der letzten Spielzeit Hausregisseur am Düsseldorfer Schauspielhaus war und nun zu den tragenden Regiesäulen des Maxim Gorki Theaters gehören wird. Die zweite Eröffnungspremiere verantwortet die israelische Regisseurin Yael Ronen, die in Berlin bisher an der Schaubühne gearbeitet hat und nun als zeitgenössischen Blick auf die durch den Epochenwechsel heimatlos Gewordenen eine Bühnenversion des Romans von Olga Grjasnowa „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ inszeniert. Zuletzt ist dann im Maxim Gorki Theater die Dramatikerin Marianna Salzmann dran, deren Stück programmatisch „Schwimmen lernen“ überschrieben ist und das der Regisseur Hakan Savas Mican im Studio uraufführen wird. (Maxim Gorki Theater: „Der Kirschgarten“, ab 15. 11., 19.30 Uhr, „Der Russe ist einer, der Birken liebt“, ab 16. 11., 19.30 Uhr, „Schwimmen lernen“, ab 17. 11., 20.30 Uhr)

In ein paar Tagen ist es außerdem 80 Jahre her, dass der Schauspieler Hans Otto ermordet wurde, jugendlicher Held am Schauspielhaus am Gendarmenmarkt und Kommunist. Am 14. November 1933 war er von der SA verhaftet und in der Haft schwer misshandelt worden. In einer SS-Kaserne in der Voßstraße wurde der Zweiunddreißigjährige schließlich nach einem Verhör, von seinen Folterern schwer verletzt, aus dem 3. Stock aus dem Fenster gestürzt. Im Gedenken an Hans Otto lesen die Schauspieler Kathrin Klein und Horst Hiemer im Habbema in der Mülhauser Straße 6 zum Gedenken an den Schauspieler. (Habbema: Zum 80. Todestag von Hans Otto: 26. 11., 19.30 Uhr)

Im Potsdamer Theater, das nach Hans Otto benannt worden ist, hat am 15. November Elias Perrigs Inszenierung von Dennis Kellys Stück „Die Opferung von Gorge Mastromas“ Premiere. Der Titelheld ist eine Figur, wie sie im Neoliberalismus heutiger Ausprägung leibt und lebt. Beziehungsweise ist der Weg des Menschen hin zum neoliberalen Monster die Geschichte, die dieses Stück erzählt. Von Monstern erzählen, die wie Menschen aussehen, das ist ja das Kerngeschäft des Theaters. (Hans Otto Theater, Postdam: „Die Opferung von Gorge Mastromas“, ab 15. 11., 19.30 Uhr)