Der neue Juso-Chef in spe

Er stammt aus dem Sauerland und weiß, wie es ist, Vize einer populären Chefin zu sein. Aber darin erschöpfen sich schon die auffälligen Gemeinsamkeiten zwischen dem Exvizekanzler Franz Müntefering und Sascha Vogt. Der 29-Jährige wird im Juni aller Voraussicht nach die Nachfolge Franziska Drohsels im Job des Juso-Vorsitzenden antreten. Vogts Pläne für die SPD-Nachwuchsorganisation passen zur neuen Richtung der Mutterpartei.

Der mächtige Juso-Landesverband Nordrhein-Westfalen nominierte den Sauerländer am Mittwochabend. Andere Landesverbände sollen bereits ihre Unterstützung für die bislang einzige Kandidatur für den Juso-Vorsitz signalisiert haben. Nun will er auf Überzeugungstour durch die Landesverbände gehen. Geht alles glatt, übernimmt Vogt auf dem Juso-Kongress in Essen Mitte Juni den Vorsitz von Franziska Drohsel. Die 29-Jährige erklärte vergangene Woche überraschend, sie wolle nach zweieinhalb Jahren nicht erneut kandidieren. Vogt ist seit vergangenem Jahr einer ihrer Vize und kümmert sich vor allem um Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik.

So will er es auch als Juso-Vorsitzender halten. Der Politikwissenschaftler promoviert derzeit, vor allem aber arbeitet er bei der gewerkschaftseigenen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf. Vogts erklärtes Ziel ist es, Jusos und die Jugendorganisationen der Gewerkschaften einander näher zu bringen. Damit trifft er einen Nerv. Seit ihrem Gang in die Opposition müht sich die SPD wieder massiv um die einst selbstverständliche Unterstützung der Gewerkschaften. Zwischenzeitlich wandten diese sich stärker der Linkspartei zu. Diesen Trend will Vogt stoppen.

Gewerkschaftsnah klingen auch seine zentralen Forderungen an die Bundespolitik: stärkere Regulierung der Leiharbeit, Abschaffung von Midi- und Minijobs, Mindestlohn, höhere Hartz-IV-Sätze sowie eine Ausbildungs- und Studienplatzgarantie. Um den darbenden Kommunen zu helfen, plädiert er für einen Spitzensteuersatz von 53 Prozent. Utopisch findet Vogt das nicht. Der taz sagte er: „Vor einem Jahr hätte auch keiner gedacht, dass die SPD wieder die Vermögensteuer fordern wird.“

MATTHIAS LOHRE