Zahltag im Museum

BILDUNG Mathe ist nichts für Langweiler. Eine Ausstellung im Kindermuseum des FEZ will das Image des Schulfachs aufpolieren

„12 sind Kult oder Warum heißt der Sonntag Sonntag?“ heißt die Ausstellung im Kindermuseum des FEZ Berlin in der Wuhlheide. Sie kann bis Dezember ausschließlich in einstündigen Führungen besucht werden. Diese werden für Gruppen nach Voranmeldung (Tel. 0 30/ 5 30 71-3 33), für Familien samstags ab 13 Uhr, sonn- und feiertags ab 10 Uhr angeboten.

Eintritt: 3 Euro pro Person. Die Familienkarte kostet 8 Euro. Weitere Informationen unter www.fez-berlin.de.

VON MANUELA HEIM

Dass Zahlen Spaß machen, ist eine gern wiederholte Behauptung von Mathelehrern. Den Beweis dafür bleiben sie nach Ansicht von Schülern indes meist schuldig. Das Freizeit- und Erholungszentrum FEZ in der Wuhlheide wagt einen eigenen Versuch und hat die Zahl ins Kindermuseum geholt. Die vierte Klasse der Rahnsdorfer Schule an den Püttbergen hat getestet, ob sich Mathemuffelei so austreiben lässt.

Finidi, Valentin und Jonas finden Mathe doof. „Sport ist besser“, sagen die zehnjährigen Schüler. Der blau verhangene Ausstellungsraum hebt ihre Laune erst einmal nicht: Auf den ersten Blick kommen die klobigen Vitrinen mit ihren altertümlichen Ausgrabungsstücken nicht viel lebendiger daher als der Matheunterricht. Wer genauer hinschaut, erkennt jedoch zwölf Stationen, zu jeder Zahl von eins bis zwölf. Der Rundgang beginnt bei der Sechs, der Zahl des Würfels. Die Köpfe tief in einen aufklappbaren Würfel versenkt, knobeln die SchülerInnen um die Wette. Nebenbei erfahren sie, dass die gegenüber liegenden Seiten eines Würfels immer sieben ergeben. Da ziehen selbst die anwesenden Erwachsenen die Augenbrauen hoch.

Die Ausstellung „12 sind Kult oder Warum heißt der Sonntag Sonntag?“ ist im Mathematikjahr 2008 als gemeinsames Projekt des Rheinischen Landesmuseums Bonn, der Kinder-Akademie Fulda und des Kölner Maus Oleum entstanden. Weil Zahlen gut zum Berliner Jahr der Wissenschaften passen, gastiert die Ausstellung nun bis Dezember im FEZ. „Schon in der Politik wird mit dicken Zahlen jongliert, ohne sie wirklich zu erklären. Wir wollten das anders machen“, sagt Mitinitiator Lothar Altringer vom Rheinischen Landesmuseum Bonn. Zum Grundkonzept der Ausstellung gehören vor allem Mitmachaktionen, angeleitet von zahlenkundigen BegleiterInnen.

So können an der zweiten Station des Museumsbesuchs die Matheasse der Klasse 4M glänzen. Die Zahl 10 ist die Zahl des Zählens. Dafür kann man gut alle zehn Finger und noch besser einen Abakus verwenden. Im Kindermuseum steht ein mannshohes Exemplar des Rechenschiebers. Aber wer weiß denn noch, wie das Ding funktioniert, wie sich damit rechnen lässt und große Zahlen abbilden lassen?! Der neunjährige Max verschiebt ein paar der bunten Kugeln, und Benedikt zählt ab: Zwei Milliarden zehn Millionen sechshundertzweitausendzweihundertundzwei.

Die Ausstellung ist für BesucherInnen ab vier konzipiert. Auch an diesem Tag sind ein paar Vorschulkinder dabei, doch der Funke will nicht so recht überspringen. Die Kleinen testen lieber, ob die Ausstellung zum Abenteuerspielplatz taugt, klettern auf Exponaten herum und spielen fangen. Gern gesehen wird das nicht. „Das ist alles sehr empfindlich hier, und wir durften nur kurz ran“, beklagt der achtjährige Benedikt, „wir konnten uns gar nicht frei bewegen.“

„Hier sagt man: Das war Mathe, und es hat den Kindern trotzdem Spaß gemacht“

LEHRERIN KATRIN ROATZSCH

„Ich denke, um die zehn Jahre ist das richtige Alter für die Ausstellung“, sagt Klassen- und Mathelehrerin Katrin Roatzsch. Sie steht staunend an der Seite, als sich ihre SchülerInnen für die etwas anderen Matheaufgaben begeistern. „Häufig sagen schon die Eltern: Ach, ich war auch nicht gut in Mathe. Dann ist es beinahe selbstverständlich, dass sich der Sohn oder die Tochter nicht für das Fach begeistert. Hier kann ich sagen: Das war Mathe, und es hat den Kindern trotzdem Spaß gemacht.“

Und nicht nur den Kindern: Die Ausstellung findet Antworten auf selten gestellte Alltagsfragen und entlässt alle BesucherInnen mit Erkenntnisgewinn. Warum heißt der Oktober Oktober, obwohl er nicht der achte Monat ist? Wieso steckt im Apfel eine 5 drin und wie viele Beine hat ein Hummer? Für die Klasse 4M der Rahnsdorfer Schule ist die Zahl 11 die letzte Station, und spätestens jetzt leuchten die Augen von Finidi, Valentin und Jonas: Ausgestellt sind elf Originaltrikots der Frauennationalmannschaft.

Nebenbei lernen die Kinder, dass der Ball nur dank der Fünfecke zwischen den Sechsecken rund ist. „Das war am coolsten“, sagen die drei hinterher, „und auf jeden Fall besser als Matheunterricht.“