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Er singt von Äpfeln! Und Tieren um uns! Vom Schnee! Hat Jochen Distelmeyer das Foucault-Buch zugeklappt und ist endgültig zum eskapistischen Neokonservativen geworden? Oder hat er nur frische Luft geschnappt und en passant wieder einmal die Popmusik revolutioniert? Ist er vielleicht doch verrückt geworden? Oder haben Blumfeld einfach mal eine langweilige Platte gemacht? Oder habe ich alles wieder nicht richtig verstanden? Das sind sicher nur einige der Fragen, für deren ausführliche Diskussion der orientierungslose Geisteswissenschaftsstudierende am Samstag im Uebel & Gefährlich bestimmt ausreichend Gesprächspartner findet, wenn der „kleine Prinz der deutschen Popmusik“ (SZ) endlich seine neuen Gedichte dem Hamburger Publikum vorträgt.

Sicher nicht weniger interessant wird es zwei Tage später in denselben Räumlichkeiten, wenn Owen Pallett als Final Fantasy seine Violine in den Fußpedal-kontrollierten Sampler einspielt, die Klänge übereinander schichtet und sein Instrument anschreit. Das hat schon „The Arcade Fire“ so gut gefallen, dass Pallett die schönen Streicherarrangements auf deren Erstling „Funeral“ übernehmen durfte.

Unterstützt wird der Kanadier von Jamie Stewarts außergewöhnlichem Projekt Xiu Xiu. Musik abseits von allem, nun ja, was man bisher so kannte. Und was für eine Hingabe! Antipop! Dekadenz! Scheitern! Selbsthass! Verzweiflung! Flüstern! Schreien! Lassen wir uns verzaubern und verstören… Dieses Jahr wird übrigens eine Platte mit Cover-Versionen erscheinen – unter anderem mit einem Stück von Elliott Smith – der hatte mit sich ja auch so manches Problem…

Zwei Tage später gibt es im Knust die Chance, den Riot-Grrl-Ikonen von Sleater Kinney die wohl verdiente Aufwartung zu machen. Die haben letztes Jahr mit ihrer siebten Platte „The Woods“ erneut die richtige Ausfahrt genommen und sind wieder bei dreckigem Punkrock angekommen.

Etwas ruhiger geht es am selben Tag im Molotow zu, wenn der 24-jährige Schwede Rasmus Kellermann als Tiger Lou sein zweites Album „The Loyal“ vorstellt. „Ein Song muss wie ein Schlag in die Magengrube sein“, sagte er einmal. Und dass er nicht wirklich depressiv sei. Aber irgendwie klinge alles melancholisch, was er schreibe. Warum nur?

ROBERT MATTHIES

Blumfeld: Samstag, 20.5., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich Final Fantasy + Xiu Xiu: Montag, 22.5., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich Sleater Kinney: Mittwoch, 24.5., 21 Uhr, Knust Tiger Lou: Mittwoch, 24.5., 21 Uhr, Molotow