unterm strich
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Wen hat afp denn da an den Ticker gelassen? Da die Meldung zum Turner-Preis, die die Nachrichtenagentur an die Redaktion schickte, wirklich wunderhübsch ressentimentgeladen gegenüber zeitgenössischer Kunst ist, dokumentieren wir sie hiermit in voller Schönheit:

„Für den renommierten britischen Turner-Preis für moderne Kunst ist in diesem Jahr auch eine gebürtige Deutsche nominiert. Die aus Kiel stammende Malerin Tomma Abts schaffte es auf die Liste der vier möglichen Preisträger, wie die Jury am Dienstag mitteilte. Die 38-Jährige stellte unter anderem in diesem Jahr auf der Kunst-Biennale in Berlin aus. Abts, die heute in Großbritannien lebt, malt Bilder, die stets 38 mal 48 Zentimeter groß sind. Sie beginnt jedes Gemälde ohne Idee und sagt, ihre abstrakten Resultate bedeuteten absolut nichts. Mit dem ausgefallenen Ansatz befindet sie sich beim mit umgerechnet 36.700 Euro dotierten Turner-Preis in bester Gesellschaft. Ihre Konkurrenten sind der Video-Künstler Phil Collins, der unter anderem neun junge Palästinenser bezahlte, damit sie für sein Werk „Sie erschießen Pferde“ acht Stunden lang zu Disco-Musik tanzten. Rebecca Warren wiederum machte sich einen Namen mit Skulpturen von Comic-artigen Frauen mit riesigen Brüsten und Hinterteilen. Vierter Nominierter ist Mark Titcher, der mit seinen auf Wände, Skulpturen und andere Objekte gemalten Slogans bekannt geworden ist. Der nach dem Maler JMW Turner benannte Turner-Preis wird seit 1984 in jedem Jahr an einen britischen Künstler unter 50 Jahren für besondere Leistungen im vergangenen Jahr verliehen. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Damien Hirst, der für die Konservierung von toten Tieren als Kunstwerke bekannt ist. Außerdem erhielten den Preis Grayson Perry, der als Transvestit auftrat und töpferte, sowie Chris Ofili, der Elefanten-Dung in seinen Bildern benutzte. Die Werke der diesjährigen Nominierten werden ab Oktober in der Londoner Galerie Tate Britain zu sehen sein. Der Preisträger wird am 4. Dezember bekannt gegeben.“ Na ja, die Fakten stimmen immerhin. Offensichtlich gibt es aber zwischen der zeitgenössischen Kunst und dem anonymen Autor dieser Meldung noch einige Vermittlungsarbeit zu leisten.