GM streicht 900 Stellen in England

Weil der Absatz des Astra sinkt, streicht der Autobauer eine Schicht. Bochum atmet auf

ZÜRICH/BOCHUM dpa/taz ■ Ein Jahr nach dem massiven Stellenabbau in Deutschland streicht die Opel-Mutter General Motors (GM) in England 900 Stellen. Nach den Ferien im August werde im Werk in Ellesmere Port eine komplette Schicht und somit jeder dritte Arbeitsplatz wegfallen, erklärte GM gestern in Zürich. Der Autobauer will so den sich anbahnenden Absatzrückgang seines wichtigsten europäischen Modells Astra abfangen. Das Opel-Werk in Bochum, das neben dem Zafira auch zwei Astra-Modelle fertigt, bleibt offenbar zunächst verschont. Auch für Bochum war die Streichung einer Schicht diskutiert worden.

„Bochum arbeitet hochproduktiv und ist in den Kosten erfreulich wettbewerbsfähig“, sagte nun gestern ein GM-Europa-Sprecher. Die vier Opel-Werke in Deutschland hätten bereits im vergangenen Jahr die Hauptlast der Sanierung getragen. 2005 hatte GM bei der defizitären Tochter Opel in Deutschland 9.500 Stellen abgebaut, europaweit waren es 12.000. In Bochum ist der Abbau von 2.800 Stellen noch nicht abgeschlossen.

Mit „unglaublicher Erleichterung“ reagierte Bochums Betriebsratschef Rainer Einenkel auf die Nachricht, dass in dem Revierwerk kein neuer Stellenabbau vorgesehen ist. Für die Kollegen in Großbritannien sei die Situation dramatisch. „Man kann diese Entscheidung ja auch als Vorentscheidung für die Produktion des neuen Astra ab 2010 lesen“, sagte Einenkel. Nach Angaben der Konzernspitze werde dafür mindestens eins der fünf europäischen Werke nicht mehr gebraucht. Eine Werksschließung könne bereits ab 2008 drohen.

Der in Elsmere unternommene Schritt sei „kein Hinweis auf künftige Entscheidungen über die Produktionsverteilung“, sagte hingegen GM-Europachef Carl-Peter Forster. Für die ab 2010 geplante nächste Astra-Generation will GM die Produktionsmargen im kommenden Jahr vergeben. Medienberichte über angebliche Pläne, bis zu drei Werke in Europa – darunter Ellesmere Port – zu schließen, dementierte das Unternehmen. Der Absatz des Kompaktwagens Astra, der seit 2004 auf dem Markt ist, habe 2005 mit 530.000 Fahrzeugen über Plan gelegen. Zum Ende seines Produktionszyklus werde die Nachfrage aber sinken.

In den Verhandlungen um den Stellenabbau konnten sich die Gewerkschaften mit ihrem Vorschlag nicht durchsetzen. Sie wollten die Stellenstreichung durch eine Arbeitszeitverkürzung in allen Astra-Werken (Ellesmere Port, Antwerpen, Bochum und Gleiwitz in Polen) abwenden. Die Arbeitnehmervertreter kritisierten den Schritt gestern als „kurzsichtige Entscheidung“. Die voraussichtlichen Kapazitätsprobleme würden damit nur für dieses Jahr gelöst, erklärte das Europäische General-Motors-Arbeitnehmerforum. step