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Archiv-Artikel

„Biodiesel ist nicht besser als normaler Sprit“

Die bisherige Steuerförderung lässt sich nicht mehr rechtfertigen, findet Axel Friedrich vom Umweltbundesamt

taz: Herr Friedrich, SPD-Finanzminister Steinbrück will Biokraftstoffe besteuern. Viele SPD-Abgeordnete sind jedoch dagegen. Wer hat Recht?

Axel Friedrich: Der Finanzminister. Denn die Biodieselbranche hat in den letzten Jahren gut verdient. Der Preis für normalen Diesel ist stark gestiegen und der Biodiesel ist gefolgt. Die Erzeugerpreise haben jedoch kaum zugelegt. Da lässt sich die bisherige Förderung nicht mehr rechtfertigen.

Die Bundesregierung will Biodiesel aber nur mit 10 Cent pro Liter und reines Pflanzenöl mit 15 Cent besteuern.

Das ist angesichts der Mitnahmeeffekte von etwa 35 Cent pro Liter eher moderat.

Der SPD-Energieexperte Hermann Scheer fordert eine möglichst geringe Besteuerung, um Mittelstand und Bauern zu fördern.

Bei den Bauern kommt aber nur wenig an. Der Rapspreis ist in in den letzten Jahren sogar gefallen, obwohl Biodiesel teurer wurde. Wo die Gewinne genau landen, ist nicht klar – aber wahrscheinlich bei den Zwischenhändlern und Ölmühlen.

Immerhin wird so die heimische Industrie gefördert.

Die Behauptung trägt nicht weit. Rapsöl wird auch in der Ukraine oder Frankreich hergestellt. Wenn der Anteil der Biokraftstoffe bis 2010 auf 5,75 Prozent zunehmen soll, dann werden überwiegend Importe gefördert. Die Anbauflächen in Deutschland reichen für ganze 2 bis 3 Prozent.

Kann es uns nicht egal sein, woher der Biodiesel stammt, sofern die CO 2 -Emissionen gesenkt werden?

Unsere Untersuchungen zur Ökobilanz von Raps-Biodiesel ergaben, dass er nicht besser abschneidet als fossile Brennstoffe, sofern man zum Beispiel auch Abgase, Stickoxide, Düngemittel, Fungizide oder Pestizide berücksichtigt. Es wird immer vergessen, dass es noch andere schädliche Gase außer CO2 gibt.

Die Arbeitsgemeinschaft „Qualitätsmanagement Biodiesel“ wirft Ihnen vor, veraltete Daten zu benutzen.

Das Umweltbundesamt aktualisierte die Studie im Jahr 2002. Die Grundaussage steht nach wie vor. Und US-Studien bestätigen dieses Resultat.

Biokraftstoffe der nächsten Generation werden aber schon eine deutlich bessere Ökobilanz aufweisen.

Noch fehlen konkrete Daten. Aber nehmen wir an, dass künftiger Biosprit einen Wirkungsgrad von 50 Prozent hat – wird die gleiche Menge Biomasse bei der Heizung eingesetzt, liegt der Wirkungsgrad bei 80 Prozent. Biomasse ist nicht unendlich verfügbar; wir müssen Prioritäten setzen.

Man könnte sich damit trösten, dass es immerhin ein Anfang ist.

Aber teuer. Wenn man mit den Zahlen der Rapshersteller arbeitet, dann kostet es 300 bis 500 Euro, eine Tonne CO2 zu vermeiden. Auf dem Markt werden CO2-Zertifikate bei rund 15 Euro pro Tonne gehandelt. Es gibt also deutlich billigere Methoden, Klimagase zu reduzieren.

Wenn die Förderung der Biokraftstoffe sinnlos ist – warum findet sie dann statt?

Ein Grund: Viele fürchten, dass energieeffiziente Fahrzeuge Komfortverluste bedeuten. Das ist ein Irrtum. INTERVIEW:ULRIKE HERRMANN, TARIK AHMIA