Michael Jackson ist schon tot, Alter – nicht geil

KURZFILME Das Interfilm-Festival zeigt mit Berlin Beats ein Programm, bei dem etwa Gangnam Style Marke Berlin zu sehen ist

Mittwochnachmittag ist das Babylon-Kino am Rosa-Luxemburg-Platz nur eher so halb voll. Studenten sind da und Typen wie ich, die gern in der Kultur herumhängen. Tags zuvor wurde das seit 1982 existierende Kurzfilmfestival Interfilm in der Volksbühne eröffnet. Im Rahmen des Festivals gibt es das Berlin-Beats-Programm mit elf kleinen Filmen zu sehen.

Es beginnt mit Autobiography of a Skyscraper von Susie Asado. Als Hochhäuser verkleidete Leute tanzen dabei zu einem Lied der Singer-Songwriterin auf dem Tempelhofer Feld.

Nashorn im Galopp von Erik Schmitt ist dann ein sehr schön gebastelter, romantischer Viertelstunden-Ich-Film, der von Bruno, einem introvertierten jungen Mann, erzählt. Auf der Suche nach der Seele der Stadt trifft er eine extrovertierte junge Frau. Der Film erinnert etwa an die Tagebuchfilme von Jan Peters. Die Helden tragen dabei Schilder durch die Gegend, auf denen „Here I am“ steht.

Treffen sich zwei … (Joseph Lippok und Sven Wegner) ist einfach nur lustig. Einer der Helden nähert sich ahnungslosen U-Bahn-Fahrern, erzählt ihnen großartige Witze ohne Pointe, legt den Kopf vertrauensvoll auf die Schulter einer Mitfahrerin oder beginnt plötzlich mit Kopfhörern auf den Ohren wie Michael Jackson zu tanzen: „Michael Jackson, geil, Alter! Ist schon tot, nicht geil.“ Ein Kameramann filmt das mit versteckter Kamera. Später wurden die Gefilmten aber gefragt.

Im Genre des halb dokumentarischen, humoristischen Kurzfilms spielt auch „Mein Sohn“ von Eliza Petkova. Es geht um die Geschichte von Leonard von Thiel. Er hat Jura studiert. Doch anstatt die Kanzlei seines Vaters zu übernehmen, steht er hellrot gekleidet mit einem hübschen Obststand an interessanten Orten der Stadt. Es handelt sich dabei um glückliches thailändisches Obst, das er verschenkt. Auf einer zweiten Ebene sprechen die Eltern über ihren Sohn, der nach einer Thailandreise so komisch wurde. Vielleicht ist er dort mit Drogen in Berührung gekommen, mutmaßt seine Mutter.

Gangnam Style Berlin von Ampelmann Berlin ist genau das, was der Titel verspricht, und wurde von den Festivalveranstaltern zunächst im Internet gefunden. Florian Dietrichs „Flucht nach vorn“, der auch auf Arte lief, handelt lustig vom Knast, einem Pärchen und einem Hund, hat aber den Nachteil, dass die Geschichte nicht glaubhaft ist.

„Fakten- und Fassadencheck“ von der Medienartistin Marion Pfaus alias Rigoletti erzählt lustig und klug vom Stadtschlossquatsch; in „Jörg vom Leopoldplatz“ (Matthias Staudinger, Thomas Dahm) erzählt derselbe aus seinem Leben. Am besten hat mir „Lunchtime“ von Konstantin Achmed Bürger gefallen. Es geht um die Mittagspause einer Raumreinigerin, die auf einer Parkbank sitzt und ständig beim Essen gestört wird; unter anderem von einem Exhibitionisten, der eigentlich ganz nett ist.

DETLEF KUHLBRODT

■ Wiederaufführungen Berlin Beats: 16. November, 21 Uhr, Passage Kino 1, 17. November, 21 Uhr, Roter Salon