Ha-Ho-Höhenflug

ERSTE LIGA Hertha schafft mit Effizienz den Anschluss an die deutsche Fußballelite

Hertha ist sicher der prominenteste Erfolgsfall – über die Alte Dame (derzeit Siebter mit 18 Punkten) staunt die ganze Liga. Dass sich die Blau-Weißen in der Bundesliga etablieren können, scheint mittlerweile sicher. Man traut ihnen gar zu, bis zum Saisonende um die Europa League-Ränge mitzuspielen. Der alleinige Erfolgsgarant war schnell ausgemacht: Trainer Jos Luhukay. Seit er da ist, läuft’s.

Eigentlich aber findet sich eher eine erfreuliche Koinzidenz mehrerer Faktoren: Die Spieler haben unter dem gar nicht mehr ganz so neuen Coach eine gesunde Arbeitsmoral entwickelt, unter den Bundesliga-Millionären war das in Berlin nicht immer selbstverständlich. Es stehen nicht mehr elf talentierte Kicker auf dem Platz, die je nach Tagesform das bessere oder schlechtere Ergebnis erzielen, sondern es stehen dort Spieler, die wissen, wie man in der ersten Liga arbeiten muss, die das Spielsystem des Trainers verstehen.

Man sieht auf dem Platz: laufintensives Spiel, Engmachen der Räume im Mittelfeld, Verschieben, Zweikampfstärke (Hertha gehört zu den vier zweikampfstärksten Teams der Liga). Nirgendwo als ausgerechnet in den knapp verlorenen Partien bei Bayern (2:3) und gegen Schalke (0:2) zeigte sich deutlicher, wie gut dieses Team sein kann, wenn elf Leute effektiv gegen den Ball arbeiten, wie es immer so schön heißt. Dabei sprang mitunter gar wunderbar anzuschauender Fußball heraus. In Berlin!

Begünstigender Faktor scheint die Breite des Kaders und die Konkurrenzsituation zu sein. Es wurden schon 23 Spieler eingesetzt – im Kader gibt es keinen Totalausfall. Und dann schlagen auch noch die Neuzugänge Per Skjelbred (Ausleihe vom HSV, im Gegenzug bekam der HSV Pierre-Michel Lasogga) und Tolga Cigerci ein (Ausleihe aus Wolfsburg).

Sicher gibt es auch noch Problemstellen, zuletzt etwa bei Standardsituationen. Aber die wichtigsten Parameter für eine erfolgreiche Saison – Geschlossenheit, Disziplin, taktisches Verständnis – scheinen gegeben.

Die Mitgliederversammlung in der kommenden Woche könnte für Hertha tatsächlich entspannt werden, zumal auch die Schulden nach Vereinsangaben leicht gesenkt wurden und nun immerhin unter 40 Millionen Euro liegen sollen. JENS UTHOFF