Allianz der Investigativen

US-OPERATIONEN Gemeinsame Recherche von „Süddeutscher Zeitung“ und NDR: USA steuerten Teile ihres Anti-Terror-Kriegs von Deutschland aus

HAMBURG taz | Der Secret Service und das US-amerikanische Heimatschutzministerium nehmen auf hiesigen Flughäfen Verdächtige fest – diese Information gehört zu den aufsehenerregenden Ergebnissen gemeinsamer Recherchen, die die Süddeutsche Zeitung (SZ) und der NDR am Donnerstag in Hamburg präsentierten.

Die Investigativteams der beiden Medienunternehmen haben sich in vergangenen Monaten mit einem Phänomen beschäftigt, das sie „geheimer Krieg“ nennen. Es geht dabei um Orte in der Bundesrepublik, von denen aus die USA Teile ihres Antiterrorkriegs organisieren. Zeitung und Sender beginnen am Freitag mit einer Reihe von Beiträgen zum Thema. Außerdem geht die Website geheimerkrieg.de online. Höhepunkt des Projekts soll am 28. November ein Themenabend in der ARD sein.

NDR-Reporter John Goetz begleitete kürzlich den Grünen-Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele, der den NSA-Whistleblower Edward Snowden in dessen Exil in Moskau besuchte. Goetz und seine Kollegen fanden unter anderem heraus, dass Deutschland beim Drohnenkrieg in Somalia offenbar in vielerlei Hinsicht eine Rolle spielt.

„Wahnsinnig überrascht“

„Das hat uns wahnsinnig überrascht“, sagt Goetz. Die NDR-Leute suchten unter anderem das Stuttgarter Kommandozentrum für US-Drohneneinsätze in Afrika sowie die Luftleitzentrale der US-Streitkräfte im rheinland-pfälzischen Ramstein auf. Von diesen Einrichtungen aus würden die, so Goetz, „Hinrichtungen“ in Somalia mitgesteuert.

Auf das Material, das Snowden beschafft hat, konnten SZ und NDR auch beim aktuellem Projekt zurückgreifen. Das sei aber nur ein Element gewesen, sagt Stephan Wels, der stellvertretende Chefredakteur des NDR-Fernsehens. Man habe davon profitiert, dass „pensionierte amerikanische Sicherheitsmenschen sehr gesprächig sind“, sagt John Goetz.

Die Kooperation zwischen Hamburg und München begann im Herbst 2011: mit einer Geschichte über CIA-Foltergefängnisse in Osteuropa. Diese sollen auch in der aktuellen Berichterstattung ein Thema sein.

RENÉ MARTENS