schurians runde welten
: Ein königsblauer Kater

„Zwei, drei Mann noch, dann klappen wir das Buch zu.“ (Jörg Schmadtke)

Das kann kein Zufall sein. In ein paar Monaten wurden gleich drei große alte Männer des Fußballs entmachtet, gedemütigt oder verfolgt. Erst die Ermittlungen gegen Rainer Calmund wegen Transferanbahnungsgeschäften. Dann die Eruptionen im italienischen Calcio um Luciano Moggi, den Juventus-Manager, der gerne mit Schiedsrichtern telefonierte und für sein Team sogar die Trauerspielpause für den sterbenden Papst aussetzen wollte. Schließlich: Rudi Assauer, der am Mittwoch einen kuriosen Rücktritt einreichte. Der Schalker Aufsichtsrat hatte dem Zampano das Vertrauen entzogen, weil der Fußballverkäufer mit einem Journalisten geplaudert habe. Zuvor wackelte Assauers Chefsessel auch schon, weil die Funktionäre der Veltins-Arena dem Fernsehbiertrinker ausgerechnet seine prominenten Trinkgewohnheiten vorwarfen.

Aber was bitteschön bleibt von Assauer ohne Bier und Weinschorle, ohne Qualm und die abendlichen Tratschrunden mit Journalisten im Mannschaftshotel? Genauso gut hätte die Staatsanwaltschaft gegen Calmund ermitteln können, weil er zu viel rede und esse.

Letztlich stehen die Herren Calmund, Moggi und Assauer für die Old Economy des Kickens. Sie sind die Archetypen des Fußballaufstiegs, seine Traumbesetzungen in der Chefetage. Für die klassische Fußballgemeinde ist Assauers Leben perfekt: Er war Profi, Titelgewinner, scheinbar ewig jung, wurde mächtig mit Management zum Katerfrühstück, aus einer Bierlaune schuf er ein Weltstadion.

Ich begegnete Assauer mal in seiner ganzen Lebenslust. Am Wochenende nach dem Europapokalsieg der Schalker in Mailand besuchte er mit dem damaligen Trainer Huub Stevens ein Jugendfinalspiel. Beide trugen zu Stoppeln Sonnenbrille, genossen breit lächelnd den Augenblick. Assauer war übernächtigt und zugleich beneidenswert stolz.

Und nun? Wer kann so einen ersetzen im modernen Fußball, der selbst aus Uli Hoeneß einen Gutmenschen werden ließ. Sonst sind da nur glänzende Rotwangen, die Rummenigges, Allofs‘ oder auf Schalke Andreas Müller, der nie die Fanseele erreichen wird. Denn eigentlich will er nur seine Arbeit machen.

Bleibt nur die Hoffnung auf eine Nachwuchskraft, die auch gerne auf Pressetribünen feixt. Jörg Schmadtke war mal Torwart von Düsseldorf, ist Manager von Aufsteiger Alemannia Aachen. Für die Erste Liga verspricht er nicht weniger als Fußball von damals in einem Stadion, das aus der Zeit geraten ist. Schmadtke will aus der Not eine Tugend machen. Vielleicht wird er darin ja so gut, wie seine imposanten Vorgänger. CHRISTOPH SCHURIAN