Wohin in Bremen?
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■ Sonntag, 21 Uhr, Friese

Jonnie Schulz

Es ist ja schon bemerkenswert, wie kurz der Weg zwischen Punk und Country ist – zumindest bei amerikanischen Musikern, die sich in den letzten Jahren in größerer Zahl die akustische Gitarre umgeschnallt haben. Aber auch hierzulande, wo das Verhältnis wegen Truck Stop nachhaltig zerrüttet schien, sind solche Karrieren schon möglich gewesen. Jonnie Schulz kann davon sogar einen ganzen Roman erzählen: Vor über zehn Jahren schlossen sich in Hamburg vier von der Punkszene gelangweilte Jungs zur einzigen Country-Band von St. Pauli zusammen. Die Szene ist entsetzt, doch die Band lässt sich nicht ins Bockshorn jagen …

■ Samstag, 20 Uhr, Schwankhhalle

Andreas Liebmann: „Wir ein Solo“

Allein mit seinem Cello ist Andreas Liebmann in Bremen zu Gast, um über das „Wir“ in Zeiten des Individualismus zu sprechen. „Wir – ein Solo“ heißt der Titel seiner Solo-Performance, die um die Frage kreist, wie Gemeinschaft heute gedacht und erlebt werden kann. Dafür kombiniert der Schweizer Autor, Performer und Regisseur Schriftfilm, Bewegung, Text und imaginierte Interaktion. Mit persönlicher Erinnerung, wissenschaftlicher Untersuchung, körperlicher Verrenkung, filmischer Askese, Kriegserklärungen und freundlichen Worten will er die fragilen, ewig bedrohten Menschenverbindungen einkreisen. Dabei legt Liebmann den Fokus ausdrücklich auch auf die Spielsituation: Aus der Begegnung von Künstler und Publikum ergibt sich schließlich ebenfalls ein Wir, wenn auch kein ohne weiteres egalitäres Kollektiv, sondern eines, in dem der Künstler bestimmt, was geschieht – und wenn’s das gemeinsame Singen eines Liedes ist.

■ Sonntag & Mittwoch, 19.30 Uhr, Theater am Leibnizplatz

Alice Munro & Émile Zola

Gleich zwei Premieren legt die Bremer Shakespeare Company dieser Tage auf, beide basieren auf literarischen Werken, die nicht fürs Theater entstanden, beide gehen auch formal über das hinaus, was im Theater am Leibnizplatz in der Regel zu sehen ist: „Eurydike trennt sich“ basiert auf der Novelle „Die Kinder bleiben hier“ von Nobelpreisträgerin Alice Munro und führt Schauspielerin Svea Meiken Auerbach mit Publikum durch verschiedene Räume des Theaters. Judith Kuckart, selbst dekorierte Literatin, aber auch Tänzerin, Choreografin und Regisseurin, inszeniert. Am Mittwoch zeigt Sebastian Kautz Zolas „Bestie Mensch“ in einer Bühnenfassung für Figuren und Schauspieler sowie einen Cellisten. Zola beschreibt in seinem Roman die Auswirkungen der Industrialisierung auf das zwischenmenschliche Miteinander: Im Zuge der nunmehr durchgesetzten Konkurrenz unter Freien und Gleichen notierte er soziale Kälte, Egoismus und den Verlust von Empathiefähigkeit.

■ Samstag, 21 Uhr, Lagerhaus

Beat Poetry

V. B. Schulze packt in seinem Bernsteinzimmer ja immer wieder heiße Eisen an. Zwar ist die Beat Generation bekanntlich lange tot und ihre Werke sind kanonisiert. Allerdings wirkt so manches, was der gute alte Burroughs schrieb, bis heute verstörend, taugte Ginsbergs „Howl“ ebenso wie Kerouacs „On The Road“ noch in jüngerer Zeit zum Film-Sujet. Unter dem Titel „Cut Ups And Beats“ präsentiert die eigenwillige Performance-Formation um Schulze heute Abend eine multimediale Lesung in Beat-Poetry-Tradition, zu Gast: Heinz G. Böhmann, manchen vielleicht bekannt von Haiku-Press, den Firecrackers oder Sexual Surrogate.