Spurensuche mit dem Hochdruckreiniger

Das Viertel hat einen neuen Kunstort: Den Hollerhaus-Keller, in dem Kaffee geröstet wurde und Gipsfüße lagerten

Wer rein will, muss sich erstmal bücken: Eine lang gestreckte Rampe führt in den Keller des Hollerhauses im Steintor. Henning Scherf könnte auch im Inneren nicht wirklich stehen, für alle anderen aber sind die weitläufigen Räume ein lohnendes Ziel – um Kunst zu sehen, umgeben von abblätterndem Putz und den Resten diverser Vornutzungen.

Ursula Oberhausen zum Beispiel, die in München Kunst studiert hat, wundert sich über die seltsamen Erdnüsse in den Ecken. Sie hat die architektonischen Strukturen eines ehemaligen Lagerraumes mit 5.000 Leuchtpunkten markiert, jetzt laufen sie als grell-orangene Linien über Pfeiler und feuchte Mauerstücke. Und die Erdnüsse? Sind Kaffeebohnen, die bei der früher hier betriebenen Rösterei daneben fielen.

Hinter einer Stahltür mit dem Aufkleber „Medi Roll – der Qualitäts-Edelstahlrollstuhl“ erstreckt sich Anna Grunemanns Spider-Parcours, ein UV-Licht-animiertes Fadengefüge. Das Sanitätshaus Oesterreich hat seine Lagerbestände längst ausgeräumt, jetzt vermischen sich die künstlerischen mit den gewerblichen Spuren. Spannend daran: Die sechs KünstlerInnen, die hier eine Ausstellung erarbeiten, stellen keine fertigen Werke in den Keller, sondern lassen sich auf das Vorhandene ein. So wie Sonja Rentsch von der Hochschule für Künste, die „ihren“ Raum erst mal stundenlang mit dem Hochdruckreiniger erforschte.

Marleine Chedraoui hatte die Idee, den Leerstand zu nutzen, der Beirat Östliche Vorstadt unterstützt sie. Eigentlich sollte hier, passend zu den medizinisch-therapeutischen Praxen in den Obergeschossen, ein Hamam eingebaut werden. Chedraoui bleibt im Bild, wenn sie sagt: „Wir wollen hier kein Kunst-Mekka machen“, sondern einen Ort entwickeln, an dem Kunst eigentlich nicht erwartet wird. Immerhin auf 280 Quadratmetern.

HB

Hollerstr. 14, Eröffnung Sonntag, 14 Uhr