LESERINNENBRIEFE
:

Politiker als Vasallen des IOC

■ betr.: „Nehmt dem IOC die Spiele weg“, taz vom 12. 11. 13

Ich freue mich, dass die Bayern eindeutig gegen die Perversion der Olympischen Spiele durch das IOC gestimmt haben. Von der Geschichte her waren die Olympischen Spiele immer ein Element der Verständigung unter den Völkern, wo die Gastgeber den Gästen auch ihre lokale Kultur angeboten und vorgestellt haben. Ich glaube nicht, dass die Griechen in Olympia amerikanisches Dünnbier ohne Alternative angeboten hätten. Etwas verwundert bin ich, dass die Knebelverträge des IOC von den Politikern, speziell auch von Herrn Seehofer, unterstützt und gutgeheißen werden. Wenn Herr Seehofer konsequent wäre, hätte er hier eine Maut auf ausländische Getränke und Speisen gefordert, wenn es im Veranstaltungsbereich verboten wird, lokales, das heißt bayrisches Bier auszuschenken. Ich frage mich auch, warum die Politiker als Vasallen der IOC versuchen, deren Knebelverträge gegen die Interessen der Bürger durchzusetzen. Paradoxerweise werden hierfür noch Steuergelder genutzt. Erfreulich finde ich, dass jetzt Politiker wie Herr Ude erkennen, dass die Bevölkerung andere Interessen hat. DIETER FRIES, Hamburg

Kein Anlass zur Depression

■ betr.: „Nehmt dem IOC die Spiele weg“, taz vom 12. 11. 13

Nun sind es also wieder die uneinsichtigen Verweigerer, die lieber im Hinterhof Kaffee trinken als den Fortschritt (Olympia) mit seinen Heilsbringern (Olympische Winterspiele 2022) herein lassen. Haben diese Pessimisten wirklich, wie nun überall behauptet wird, Angst vor Veränderung? Oder kann es nicht auch umgekehrt sein, dass diejenigen, die Großevents und -projekte wollen, Angst davor haben, mit einem aufgeklärten Volk gemeinsam und geduldig zu von allen getragenen Lösungen zu kommen, weil sie fürchten, es könnte dabei heraus kommen, dass man manches doch lieber lassen sollte? Eine große Übereinstimmung innerhalb der Bürgerschaft bei solchen Projekten würde gelingen, wenn man in den Planungsetagen der Sportverbände, Konzerne und staatlichen Institutionen die Bürger ernster nehmen und wahrnehmen würde, was sie wirklich bewegt. Sie nehmen, ganz praktisch gesprochen, in ihrem Umfeld etwas wahr, was sie sehr und unmittelbar berührt. Wie soll man sich für eine große Unterhaltungsshow wie Olympia 2022 oder andere gigantisch wirkende Projekte begeistern, die viele Millionen und Milliarden Steuergelder verschlingen, wenn noch nicht einmal das einfache Leben bezahlbar scheint, das Naheliegende im Umfeld der Bürger vernachlässigt wird und, wie bei Olympia, weder Bürger noch Regierungen einen wesentlichen Einfluss auf die Veranstaltung haben? Nachhaltigkeit und Ökologie fangen zuerst bei den Menschen an. Es ist zwar schade, dass Olympia nicht kommt, aber kein Ausdruck von und Anlass zur Depression. ROBIN KÄHLER, Mannheim

Am Rande der Kapazität

■ betr.: „Ja, so eine Neineritis“, taz vom 12. 11. 13

Es sollten sich alle Befürworter und Kampagnenmacher mal mit der Frage beschäftigen, warum sie offenbar keinen belastbaren Kontakt mehr zur Bevölkerung haben. Wenn die etwas anderes will, heißt es plötzlich, es gebe ja eine „schweigende Mehrheit“ mit eben gewünschter Meinung, oder man beklagt die „Zufriedenheit“ der Bevölkerung mit den Verhältnissen und deshalb habe diese Angst vor Veränderung. Die Bürger tragen notwendige Veränderungen sicher mit und wünschen sich möglicherweise auch ganz andere Veränderungen, die der Politik oder den Medienmachern halt nicht so glanzvoll sind. Teure und letztlich nicht in andere tragfähige und überzeugende Strukturen eingebettete Projekte, die offensichtlich nur der Schau dienen, werden es künftig sicher schwer haben. Im übrigen braucht München endlich ein Konzept, damit es nicht am eigenen Erfolg eines Tages erstickt. Die vielen Großveranstaltungen in der Stadt bringen neben den immer zahlreicheren Baustellen ein großes Maß an Genervtsein bei den Bürgern, die U-Bahn kollabiert ja schon fast täglich im normalen Berufsverkehr oder bei Fußballspielen, der hohe Zuzug fördert Hektik und Gedränge. In München scheint vieles inzwischen auf Kante genäht oder anders ausgedrückt: am Rande der Kapazität. Herr Ude und sein/e NachfolgerIn hätten mit diesen und anderen Themen eigentlich genug zu tun, aber das sind ja Jammer-Themen.

JOCHEN RÖGELEIN, München

Die Maut kommt

■ betr.: „Ja so eine Neineritis!“, taz.de vom 11. 11. 11

Die bayrischen Betonmanufakturen und ihre Freunde in Wirtschaft und Politik müssen sich trotz Nolympia keine Sorgen machen. Die Maut kommt (erst mal für unsere ausländischen Freunde, später dürfen auch wir), und damit ist das Geld für weitere lukrative Aufträge für diverse Beton- und Asphaltkreationen gesichert. Und für die „freie Fahrt für freie Bürger“ zahlen wir ja alle gerne.

B.TON, taz.de

Nicht „abgenickt“

■ betr.: „Ja so eine Neineritis!“, taz.de vom 11. 11. 11

„Der Münchner Stadtrat hatte die Sache zwar nahezu einstimmig abgenickt (nur die Grünen waren nun beim zweiten Anlauf abgesprungen).“

Werte taz:

Nicht nur die Grünen haben nicht „abgenickt“. Auch die Linke, die mit drei StadträtInnen im Münchner Rathaus vertreten ist, gehört dem Bündnis „NOlympia 2022“ an.

M.STÄDELE, taz.de