Rechtzeitig eingebürgert

EISHOCKEY Frédérik Cabana brauchte einen deutschen Pass, um für die Hamburg Freezers aufzulaufen

Die Freezers können eine weitere Kraft im Angriff wie Cabana gebrauchen

Der Blick zurück auf die vergangenen Monate bereitet Frédérik Cabana, dem Hoffnungsträger des Eishockeyklubs Hamburg Freezers, keine Freude. Es stellt sich bei dem 27 Jahre alten Stürmer nun aber zumindest das erlösende Gefühl ein, dass der ganze Frust als etwas Abgeschlossenes zu betrachten ist. Cabana hatte sich im zähen Ringen mit den Behörden ohnmächtig gefühlt. Sein Groll richtete sich gar nicht einmal gegen die deutschen Institutionen. Mit denen war alles kein Problem. Nur in seiner kanadischen Heimat hatte es ein Familienrichter nicht ganz so eilig mit seinem Anliegen.

Es ging darum, dass Cabana den deutschen Pass bekommen sollte. Der Topscorer des deutschen Zweitligaklubs Ravensburg Towerstars war im Sommer von Freezers-Sportchef Stéphane Richer als deutscher Spieler verpflichtet worden. Laut den Statuten der Deutschen Eishockey Liga (DEL) darf jeder der 14 Klubs zehn Ausländer in seinem Kader haben, von denen aber nur neun bei einer Partie maximal eingesetzt werden dürfen. Da die Freezers dieses Kontingent nicht durch Cabana belasten wollten, war es wichtig, dass er zuerst den deutschen Pass besitzt, bevor er für seinen neuen Klub an Pflichtspielen teilnimmt. Hätte er den deutschen Pass erst im Verlauf der Saison erhalten, so hätte er zum Beginn der Saison noch als ausländischer Spieler gegolten – und ein Platz in diesem Kontingent wäre dem Verein abhanden gekommen.

Bei Cabana erschien das Beantragen eines deutschen Passes als nicht schwierig, denn er ist mit einer Deutschen verheiratet. Es wurde aber für Frédérik Cabana zu einer zähen Geduldsprobe, bis er am Freitag sein DEL-Debüt für die Freezers im Heimspiel gegen die Düsseldorfer EG (3:0) geben durfte. Von den Fans wurde er mit „Frédérik-Cabana“-Sprechchören gefeiert. „Ich habe mich gefühlt wie ein kleines Kind an Weihnachten“, sagte Cabana. Im gestrigen Heimspiel gegen den ERC Ingolstadt (2:1 nach Verlängerung) kam er erneut zum Einsatz. Cabana bot eine ordentliche Leistung.

Fünf Monate hatte er auf diese Erlebnisse warten müssen. Seine Dokumente lagen bei einem kanadischen Familienrichter zur Unterzeichnung. Im Normalfall dauert die gesamte Prozedur vom Antrag bis zur Bewilligung des Passes sechs bis zwölf Wochen. Nicht so bei Cabana. Der Richter kostete ihn Nerven. Es sei eine Zeit der großen psychischen Belastung gewesen, räumte Cabana ein.

„Das ist schwer für mich im Kopf, es könnte mir besser gehen. Meine Aufgabe ist es, immer bereit zu sein. Schließlich könnte der Anruf ja jederzeit kommen“, sagte Cabana während der Zeit des unfreiwilligen Wartens einmal. Doch so oft er an jedem Morgen nach dem Aufwachen auf sein Handy schaute, ob die ersehnte Nachricht eingegangen war, so oft wurde er enttäuscht. Am Donnerstag kam endlich die Bestätigung, dass er nun Deutscher ist. Die DEL erteilte ihm rechtzeitig die Erlaubnis für das Spiel gegen Düsseldorf.

Die Freezers können eine weitere Kraft im Angriff wie Cabana gebrauchen, auch wenn es nach dem verkorkstem Start in die Saison in der Tabelle aufwärts geht. Hamburg nimmt inzwischen einen Mittelfeldplatz ein. Es soll aber weiter nach oben gehen. Kaum einer aus dem Freezers-Team ist bei diesem Vorhaben so voller Tatendrang wie Frédérik Cabana.  CHRISTIAN GÖRTZEN