LESERINNENBRIEFE
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Völlig unkritisch

■ betr.: „Die Innenstädte gehen online“ u. a., taz vom 14. 11. 13

Warum bewirbt die taz diesen WLAN-, Internet- und Handywahnsinn? Völlig unkritisch wird hier über den „Segen“ des tollen Internets und den ganzen Schwachsinn, der dadurch verbreitet wird, berichtet. Ich dachte eigentlich, dass die taz gerade bei diesem gesundheitlich brisanten Thema besser hinterfragt und auch eine kritische Stimme dazu äußert. Aber auch hier scheinen inzwischen die Mobilfunklobby und dubiose IT-Berater (wenn ich das Wort schon höre) ihre Interessen durch diesen Artikel zu verbreiten.

GERT LUBENOW, Stuttgart

Bürgerrechte gehen auch offline

■ betr.: „Die Innenstädte gehen online“ u. a., taz vom 14. 11. 13

Schöne neue Onlinewelt? Früher gab es einmal Leute, die sich über Funkantennen und unnötige Strahlung (Energieverbrauch!) mokiert haben. Alles vergessen heute, Hauptsache man ist „drin“?

Wer heute in einer Mietwohnung wohnt, darf sich mittlerweile in dutzenden elektromagnetischen Strahlen laben: Jede Wohnung verfügt über mindestens einen WLAN-Router, die neuerdings oft in mehreren Bereichen senden (2, 4 und 5 GHz), mehrere DECT-Telefone, die meistens auch pausenlos senden, egal ob im Gebrauch oder nicht. Hinzu kommt der neuste Schrei: Funksteckdosen, oft auch über DECT gesteuert, mit denen ich von überall, schalten und walten kann, Wetterstationen, die über Wifi senden usw. Jetzt sollen auch noch die öffentlichen Räume zugestrahlt werden. Und wozu? Um Musik und Daten zu tauschen? Oder Belanglosigkeiten in „sozialen“ (Werbe-)Netzwerken zu posten? Na super. Keiner weiß, wie sich die massive, addierte Strahlenbelastung auf den Menschen auswirkt.

„Internet ist Bürgerrecht“ – steht wo? Das ist nichts weiter als eine These, Bürgerrechte gehen auch offline. „Jeder Mensch hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit“, das ist im Gegensatz dazu an wichtiger Stelle wirklich aufgeschrieben. DIRK VETTER, Siegen

Man muss hinschauen wollen

■ betr.: „Die Innenstädte gehen online“ u. a., taz vom 14. 11. 13

Nutzen wir Strom und Wasser ohne Grenzen? Längst wird nach guten Lösungen für die mobile Kommunikation gesucht. Man muss nur hinschauen wollen – das geht auch gut mit dem verkabelten Internet! HEIDE ROATEN, Bremen

So schön wie Freibier

■ betr.: „Die Innenstädte gehen online“ u. a., taz vom 14. 11. 13

Der Artikel zeigt mal wieder aufs Allerschönste, wie sich „digital natives“ in „digital naives“ verwandeln. Das fängt schon mit Frau Zypris’ „Vorteil eines freien WLAN“ an: Es ist kostenlos. Klar, wäre das schön; so schön wie Freibier. Nur: Jeder weiß doch, dass es so etwas wie ein kostenloses Mittagessen nicht gibt. Irgendjemand muss die Installation und den Unterhalt eines öffentlichen WLAN-Netzes bezahlen: im Zweifel der Steuerzahler. Und ob das preiswerter wird als eine ganz normale UMTS/LTE-Flatrate auf dem freien Markt wage ich mal stark zu bezweifeln.

Das kann sich aber ja angeblich nicht jeder leisten. Da frage ich mich doch, was das für Leute sein sollen, die sich zwar für mehrere hundert Euro ein WLAN-fähiges Endgerät, aber keinen Vertrag dafür leisten können? Vermutlich der legendäre Hartz-IV-Empfänger mit Großbildfernseher und Laptop. Jetzt fehlt nur noch die Forderung nach einem Grundrecht auf ein iPad auf Staatskosten, und das digitale Absurdistan ist perfekt!

Apropos Grundrechte: Ein Grundrecht auf Wasser, Strom, Gas und Essen ist berechtigt; kostenlos sind diese Dinge natürlich trotzdem nicht. Dazu kommt dann noch der Vorwurf, freies WLAN gäbe es nur in den Innenstädten, das platte Land ginge leer aus. Natürlich wird ein WLAN-Netz nur dort errichtet, wo sich auch viele Menschen aufhalten, sonst würde sich das Ganze finanziell doch gar nicht lohnen. In einem Dorf kommt der Ausbau des normalen Netzes einfach viel preiswerter als eine WLAN-Infrastruktur für vielleicht 200 Personen. MARTIN HOEFS, Siegburg

Scheinheilige Kritik

■ betr.: „Die Innenstädte gehen online“ u. a., taz vom 14. 11. 13

Internetanschlüsse, egal ob örtlich gebunden oder mobil, sind so preiswert wie nie und für all diejenigen, welche es sich noch immer nicht leisten können oder wollen, gibt es in der Regel alternative Möglichkeiten. Auch Strom und Wasser als elementare Bestandteile der Daseinsvorsorge, mit denen im Artikel das Internet verglichen wird, sind nicht nur örtlich gebunden, sondern selbstverständlich auch kostenpflichtig. Der Staat sollte aufhören, mithilfe einer dafür völlig ungeeigneten Technik zu versuchen, etwas Unnötiges aufzubauen und weiter Steuergelder zu verschwenden. Für flächendeckende, mobile Internetversorgung gibt es bereits das extra darauf ausgelegte Mobilfunknetz, welches insbesondere in den Städten schon jetzt gut ausgebaut ist. WLAN ist für Hotspots wunderbar geeignet und unterstützenswert, für alles darüber hinaus ist es jedoch nur eine Art der Geld- und Stromverschwendung und erhöht dazu noch den Elektrosmog, die weltweiten sozialen Probleme und die Umweltverschmutzung. Die scheinheilige Kritik, öffentliche Hotspots stünden bevorzugt in zentralen Lagen, zeigt doch genau die Stärken und Schwächen von WLAN auf, welche es zu nutzen und zu respektieren gilt. TOBIAS ENDRIKAT, Berlin