Rudi Dutschke: Jetzt erst recht

Samuel von Meckensen ist der fleißigste Sammler von Unterschriften für die Rudi-Dutschke-Straße. Alleine 400 hat er zum Erreichen der 5.000er-Marke beigetragen

Die 5.000er-Marke – ohne Samuel von Meckensen, 16, wäre sie gestern ganz sicher nicht gefallen. Über 400 Unterschriften für die Umbenennung hat der Schüler der Freien Waldorfschule Kreuzberg gesammelt.

Samuel ist von Beginn an dabei: „Mein Vater ist taz-Abonnent. Als die Aktion losging, zeigte er mir die Liste. Ich meinte zu ihm: ‚Papa, was willst du denn mit einer Liste? Wenn schon, dann doch gleich zehn Listen!‘“

Gesagt, getan – bei einer Schultheateraufführung begann Samuel zu sammeln: Er stand an der Garderobe und drückte den Eltern seiner Mitschüler zusammen mit den Mänteln die Unterschriftenlisten in die Hand. Am Ende des Abends hatte er fast hundert Unterschriften bekommen. Und Samuel machte weiter, brachte Listen in Kreuzberger Läden und sammelte überall, wo er gerade war – sogar im Haus seines Fagottlehrers.

Wieso er sich ausgerechnet für Dutschke einsetzt? „In der Schule hatten wir im Monat zuvor Rudi Dutschke behandelt. Der hatte schon Sinnvolles vor. Man kann seine Ideen auch aktuell noch denken.“ Außerdem hatte sich Samuel mit dem Axel-Springer-Verlag auseinander gesetzt – durch die Lektüre von Günter Wallraff und Bildblog: „Ich finde es grenzwertig, dass die größte deutsche Zeitung erzählen kann, was sie will.“ Für Samuel war klar, dass dem etwas entgegengesetzt werden müsse.

Und überhaupt: „Wenn sogar nach einem Rennradfahrer eine Straße benannt wird, wie nach Jens Voigt in seinem Heimatdorf – dann ja wohl erst recht nach Rudi Dutschke.“ MICHAEL BRAKE