… der „Tatort“?
: Schlimme Ermittlungsfehler

Da hatten die Berliner „Tatort“-Kommissare am Montagabend einen außergewöhnlichen Fall. Eine alte Dame, die ihre Nachbarn im Hinterhausloft per Fernglas ausspioniert, hat einen Mord beobachtet. Das war spannender als erwartet. Auch weil dem ortskundigen Zuschauer mal wieder die Zusatzfrage blieb: Wo zum Teufel ist der Tatort? Die Kommissare Felix Stark und Till Ritter behaupteten stets: an der Boddinstraße in Neukölln. Doch offenbar sind sie dümmer, als die Polizei erlaubt.

Zwar gibt es längst auch in Neukölln schick ausgebaute Fabriketagen. Da liegt der „Tatort“ ganz auf der Höhe der Gentrifizierungsdebatte. Stutzig hätten Stark und Ritter jedoch auf dem Weg dorthin werden müssen. Denn auf der Allee, die sie mehrfach entlangfahren mussten, war auf dem Mittelstreifen eine Straßenbahntrasse. Und Trambahnen, das weiß doch jede Göre, fahren nicht in Neukölln. Indizien sprechen vielmehr dafür, dass hier die Greifswalder Straße zu sehen war, vielleicht auch die Prenzlauer Allee. Beide liegen in Prenzlauer Berg.

Die Mordkommission des Landeskriminalamtes, das hat die taz anhand von Polizeiaussagen ermittelt, hat ihren Sitz an der Keithstraße, unweit des Wittenbergplatzes. Wer von dort zur Boddinstraße fährt, bekommt eine Tram nur zu Gesicht, wenn er zwischendurch bei Konnopke an der Schönhauser Allee eine Currywurst essen will. Die sechs Kilometer Umweg ließen sich vielleicht noch per Drehbuch begründen. Doch Wurst – das weiß doch jeder „Tatort“-Zuschauer – essen nur die WDR-Kommissare in Köln. Die RBB-Ermittler bräuchten dringend ein anderes Hilfsmittel. Man nennt es: Stadtplan. GA Foto: Archiv