In den Sand gesetzt

Gestern gewann der Spanier Tommy Robredo das ATP-Turnier am Hamburger Rothenbaum. Erinnern wird man sich bei diesem Turnier aber vor allem an viele Pannen und an die durchweg desaströsen Auftritte der deutschen Tennis-Profis

Gewonnen hat das ATP-Turnier am Hamburger Rothenbaum schlussendlich der Spanier Tommy Robredo – und doch konnte sein Erfolg im gestrigen Finale gegen den Tschechen Radek Stepanek nicht vergessen lassen, wie sehr das Turnier unter fehlenden Stars, schlechtem Wetter und desolaten Vorstellungen der deutschen Mannschaft zu leiden hatte. Vergangenen Mittwoch zum Beispiel: Als sich die Zuschauer auf dem Centre Court der Rothenbaum-Anlage von ihren Plätzen erhoben, um Nicolas Kiefer nach seiner deutlichen 2:6, 2:6-Zweitrundenniederlage gegen den Weißrussen Max Mirnyi mit wohlwollendem Applaus zu verabschieden, blieb Turnierdirektor Walter Knapper mit der Gelassenheit eines Buddha sitzen. Er blickte ungerührt hinab auf den roten Sand und legte die linke Hand an seine Wange – so als zermartere er sich gerade in diesem Augenblick den Kopf über das große Ganze.

Vielleicht ahnte Knapper auch schon, was nur gut zwei Stunden später eintreten sollte: ein Debakel für die deutschen Tenniscracks. Wie schon in den vergangenen Jahren präsentierten sie sich auch bei der 100. Auflage des bedeutendsten deutschen Turniers als Kurzarbeiter. Thomas Haas setzte dem die Krone auf. In seinem Auftaktmatch gegen Robin Söderling aus Schweden hörte er nach 45 Minuten wegen Heuschnupfens auf. 2:6 und 1:2 hieß es zu dem Zeitpunkt. Die Pfiffe der Zuschauer begleiteten ihn in die Kabine.

Bereits am Mittwoch war das Desaster perfekt: Erst verlor Kiefer, wenig später war auch für Rainer Schüttler (Korbach) das Turnier nach einer Dreisatz-Niederlage gegen den Spanier Juan Carlos Ferrero vorzeitig beendet. Dabei hatte die Woche schon schlimm genug begonnen: Am Montag sagten die beiden Führenden der Weltrangliste, Roger Federer aus der Schweiz und der Spanier Rafael Nadal, ihre Teilnahme wegen physischer Überlastung ab. Ohne die beiden Publikumsmagneten war das Turnier in seiner sportlichen Wertigkeit abgestürzt.

Daviscup-Kapitän Patrick Kühnen sah in dem Untergrund die Wurzel allen deutschen Ungemachs. „Der Sandplatz in Hamburg ist der mit Abstand langsamste, auf dem gespielt wird. Ich habe den Platzwart darauf hingewiesen, weniger Sand aufzutragen und den Platz abends weniger zu befeuchten. Es wurde leider nicht umgesetzt“, sagte Kühnen. Eine „bodenlose Frechheit“ sei diese Kritik, entfuhr es Knapper. „Herr Kühnen hat keine Ahnung. Hier bestimme ich, wie die Plätze vorbereitet werden und sonst niemand.“

Gestern nun gaben sich die Verantwortlichen sichtlich Mühe, bei der Betrachtung des Turnierverlaufs zu einem versöhnlichen Resümee zu kommen. „Es war ein großer sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg für den Deutschen Tennis Bund“, sagte der Vorsitzende Georg von Waldenfels. Sportlicher Erfolg? Bescheiden sind sie geworden beim DTB. Dass die Zuschauerzahl mit rund 105.000 in etwa dem Niveau des Vorjahres entspricht, liegt in erster Linie an dem guten Vorverkauf. Die Namen Federer und Nadal hatten gezogen – nur gekommen waren die Spieler nicht. Christian Görtzen