OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Dass die Israelis nicht nur mit den Palästinensern im Dauerclinch liegen, sondern auch untereinander einen Konflikt zwischen der säkularisierten Gesellschaft und den ultraorthodoxen Religiösen austragen, zeigt die Dokumentation „Soreret – Black Bus“ von Anat Yuta Zuria. Symbol für diesen Konflikt sind Busse, in denen die Frauen nur im hinteren Drittel Platz nehmen dürfen – damit die ultraorthodoxen Männer sie nicht sehen müssen. Die beiden Filmprotagonistinnen Sara und Shulamit stammen selbst aus zutiefst konservativen religiösen Gemeinschaften, denen sie erst vor kurzem den Rücken gekehrt haben. Nun kämpfen sie dagegen an: Sara mit einem Blog, Shulamit mit ihren Fotos. Neben der Dokumentation ihrer Aktivitäten und Gesprächen mit anderen Betroffenen zeigt „Soreret – Black Bus“ vor allem die Zerrissenheit der beiden jungen Frauen selbst, die ihre neu gewonnene Freiheit nicht wirklich genießen können, sondern unter dem Abbruch der Beziehungen zu ihrer Familie leiden und schwere Störungen ihres Selbstwertgefühls entwickelt haben. Gezeigt wird der Film im Rahmen des Globale-Filmfestivals, das vom heutigen Donnerstag bis Mittwoch im Moviemento stattfindet. (OmeU, 29. 5. Moviemento)

Eine der schwierigsten Aufgaben im Metier des Zeichen- und Computertricks ist die Animation von Wasser, unter anderem aufgrund der entstehenden Lichtbrechung. Weshalb Pixars Computeranimationsfilm „Findet Nemo“ aus dem Jahr 2003 auch eine Sensation war: Einen animierten Film, der in fast jeder Szene entweder im Ozean oder in einem Aquarium spielt, hatte es bis dato noch nicht gegeben. Der Erfolg des Films beruht aber wohl eher auf der Fähigkeit des Teams um die Regisseure Andrew Stanton und Lee Unkrich, Komik und Gefahrenmomente recht subtil in der Waage zu halten. Während die Gefühle von Angst, Gefahr und Verlust problemlos auch von jüngeren Zuschauern verstanden werden können, zielt der Humor des Films interessanterweise eher auf die Erwachsenen ab: Da gibt es Haie, die eine Selbsthilfegruppe für anonyme Vegetarier gegründet haben, Aquariumsfische, die hämisch die Wurzelbehandlungen in einer Zahnarztpraxis kommentieren, sowie den angsteinflößenden Auftritt der Zahnarztnichte Darla, einer berüchtigten „Fischkillerin“, die mit Bernard Herrmanns Musik zum legendären Duschmord in Alfred Hitchcocks „Psycho“ charakterisiert wird. Der Spaß ist hier immer auch ein Stück weit ernst. (2. 6. Filmmuseum Potsdam)

Eine Schule hatte er nie besucht, doch um der König des Deltablues zu werden, war das wohl auch nicht nötig. Regisseur Jörg Bundschuh hat den 1917 in Clarksdale, Mississippi, geborenen John Lee Hooker kurz vor seinem Tod im Jahr 2001 noch mit der Kamera besucht und ließ sich unter anderem auch dessen Sportwagenkollektion zeigen, mit der der Musiker gern die Damen beeindruckte. Musik gibt’s in der Dokumentation „John Lee Hooker – That’s My Story“ natürlich auch, und der Eintritt beim „Smoking Cinema“ ist frei. (1. 6. White Trash) LARS PENNING