„Das Sankt-Florian-Prinzip“

SOLIDARITÄT In Harvestehude organisieren sich die Befürworter einer Flüchtlingsunterkunft

■ 52, die Anwältin wohnt in Harvestehude und gründete 1993 die Initiative Containerdorf Loogestraße in Eppendorf.

taz: Frau Blandow-Schlegel, braucht es in einem Stadtteil wie Harvestehude eine Initiative, um ein Flüchtlingsheim durchzusetzen?

Hendrikje Blandow-Schlegel: Bei vielen Menschen ist die Grundhaltung, anderen zu helfen, grundsätzlich da. Auch in so gut strukturieren Stadtteilen wie Harvestehude, Pöseldorf oder Eppendorf. Die Standortsuche ist vorrangig, die Gebäude müssen geeignet sein. Dann setzt aber so ein Sankt-Florian-Prinzip ein.

Inwiefern?

Dass sie sagen: Grundsätzlich ja – aber nicht bei mir um die Ecke. Das ist natürlich fatal, weil immer diejenigen, die sich gut artikulieren und zu wehren wissen, unberührt bleiben. Obwohl sie die Kapazitäten und den Bildungsstandard hätten, um zu begreifen, dass das eine soziale Aufgabe ist, die eine Stadt wie Hamburg leisten muss.

Haben Sie Kontakt zu Gegnern der geplanten Unterkunft an den Sophienterrassen?

Nein, ich kenne wirklich keine. Es gibt die Anwohnerinitiative, die sich schon vor Jahren gegen einen Bauherrn gegründet hat, um den Charakter der Gegend dort zu erhalten. Mit deren Vertretern treffen wir uns auch im Vorwege, um aufkommende Fragen und Ängste zu besprechen.

Wie genau kann man sich Ihre Initiative vorstellen?

Wir haben uns gegenseitig angesprochen. Durch die Berichterstattung sind weitere Leute dazugestoßen. Die Initiative aus der Lokstedter Höhe wird uns von ihren Erfahrungen berichten. Wir wollen erst einmal ein Brainstorming machen. Erst wenn wir unsere Organisation geklärt haben, wollen wir uns öffnen.

Wann wird das sein?

Im Dezember entscheidet die Behörde, ob sie das Gebäude kauft. Also spätestens Anfang Januar. INTERVIEW: LKA