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Archiv-Artikel

KURZKRITIK: JAN-PAUL KOOPMANN ÜBER „SO NAH …“ Etwas mehr Druck, bitte!

Zum ersten „Meet und Greet der besonderen Art“ hatten die Jungen Akteure Schauspieler Simon Zigah (Woyzeck) in den Brauhauskeller bestellt. Bei Cola und Schokolade wurde der Ehrengast von Moderation und Publikum mit Fragen gelöchert.

Nun ist es nicht ganz einfach, hauptberuflichen (Selbst-)Darstellern Persönliches zu entlocken – und hier wird im Wortsinn ein Spiel mit der Wahrheit daraus: Auf Klingelzeichen sollen die BesucherInnen den Wahrheitsgehalt der Geschichten einschätzen, Rote Karten für eine Lüge. Aufgeklärt wird dabei zwar nichts, dafür aber die allgemeine Aufmerksamkeit gesichert.

In der intimen Runde kann fast jede Meldung aus dem Publikum namentlich aufgerufen werden – Besucher von außerhalb bleiben da leider Fremdkörper. Und oft sind die Fragen bloß Stichworte für Zigahs Selbstinszenierung. Wie er sich auf neue Rollen vorbereitet? „Ach, das mach’ ich doch schon lange nicht mehr!“ Zwischendurch ein Ortswechsel in der Garderobe, wo Zigah mit seiner Schwester telefoniert. Ein bisschen wie „Zimmer Frei!“ ohne Götz Alsmann.

Und der hätte der Veranstaltung nicht geschadet: Etwas mehr Druck auf den Gast, der es zu leicht hat, sich aus der Affäre zu kaspern – gerade da, wo es richtig spannend hätte werden können. Unterm Strich bleiben aber dennoch ein lustiger Abend und ein schöner Einstieg ins neue charmant-chaotische Format „So nah sah ich dich noch nie“ des Jungen Theaters.