betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Sie ist eine Schicksalsgefährtin von Shakespeares Hamlet: Elektra, die Tochter von Agamemnon und Klytaimnestra. Wie der dänische Prinz Hamlet muss sie mit dem Mord der Mutter am Vater fertig werden. Und mit der Tatsache, dass nun der Onkel an der Seite der Mutter schläft. Solche Familienaufstellungen sorgen nicht unbedingt für seelische Gesundheit. Zumal die Seelenheilkunde damals noch gar nicht erfunden war. Aber satten Theaterstoff liefern diese Stücke schon, seit sie geschrieben wurden. Im Fall der „Elektra“ ist das immerhin schon zweieinhalb Jahrtausende her.

Jetzt hat sich Stefan Pucher die Geschichte vorgenommen, der Melodramatiker, Mediensampler und Breitwandspezialist unter den Regisseuren des deutschsprachigen Theaters. Er braucht Stoffe, die seine cinematografischen Zugriffe aushalten. Und die „Elektra“ ist so einer. Pucher inszeniert ihn am Deutschen Theater. Den Soundtrack liefert live Michael Mühlhaus dazu. (Deutsches Theater: „Elektra“, 22., 23. 11., jeweils 19.30 Uhr, 24. 11., 18 Uhr)

Entfernt mit Hamlet verwandt ist die neue Produktion „Who’s there?“ von Monster Truck. „Wer da?“, fragen nämlich die Wachen, als der Geist von Hamlets ermordetem Vater erscheint, um dem Sohn das Herz zu vergiften. Das nimmt Monster Truck zum Ausgangspunkt für die Frage, wo uns eigentlich heutzutage noch Geister begegnen können. Und was die Leute eigentlich seit Jahrhunderten an diesem komischen Stück über den irren Dänenprinzen finden, das irgendwie keine richtige Handlung und auch kein Ende hat. (Sophiensæle: „Who’s There?“, 23., 24., 26., 27. 11., jeweils 18–22 Uhr)

Der echte Hamlet muss auch noch her, um in dieser Frage Klarheit zu schaffen. Den Gefallen tut er uns im Berliner Ensemble, wo Leander Haußmann wichtige Fragen stellt: Kann man einem Schlossgespenst trauen, wenn man einen Mord aufklären will? Die Antworten werden auf keinen Fall langweilig sein! (Berliner Ensemble: „Hamlet“, Premiere 23. 11. 19.30 Uhr)

Wichtige Fragen stellt auch Sibylle Berg: „Wie werde ich überflüssige Pfunde am schnellsten los?“ Oder: „Macht mich dieses Motto-Shirt begehrenswert?“ Am Maxim Gorki Theater, das am Wochenende in die nächste Premierenrunde geht, inszeniert Sebastian Nübling das Stück mit der polleschmäßigen Überschrift „Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen“. (Maxim Gorki Theater, „Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen“, Premiere 29. 11., 19.30 Uhr)

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