Das Unschuldslamm

Hans-Joachim Haustein, Hauptangeklagter im Asdonkshof-Prozess, will von Korruption nichts wissen

Mangelnde Selbstsicherheit kann man Hans-Joachim Haustein wahrlich nicht absprechen. Zumeist betritt der 54-jährige entspannt und mit einem Lächeln den Saal der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Kleve. „Ich habe nichts zu verbergen“, soll sein Auftreten signalisieren. Haustein ist Hauptangeklagter im Asdonkshof-Prozess, in dem es um Untreue, Betrug und Bestechung beim Bau der gleichnamigen Müllverbrennungsanlage geht. Ihm wird vorgeworfen, darauf eingewirkt zu haben, dass das Kamp-Lintforter Bauunternehmen Holstein Aufträge für den Bau der MVA-Infrastruktur sowie der Deponie erhalten zu haben.

Dass Haustein damit nichts zu tun hat, scheint kaum vorstellbar: Er ist der einzige, der den Prozess um den Bau der Anlage von Beginn bis zum Bau mitverfolgt hat. 1980 kam der gelernte Diplom-Ingenieur zum Kreis Wesel und arbeitete acht Jahre lang im Kreis-Umweltamt. 1988 wurde er durch die politischen Gremien des Kreises zum technischen Dezernent des Kreises ernannt und war nebenamtlicher Geschäftsführer der Kreis Weseler Abfallgesellschaft. Hauptamtlicher Geschäftsführer wurde er im Mai 1994 .

Von vielen wird Haustein als ehrgeizig, durchsetzungsfähig und dominant beschrieben. Ein offenes Geheimnis sind auch seine exzellenten politischen Kontakte zur NRW-Landespolitik – den früheren SPD-Chef Friedhelm Farthmann und NRW-Umweltminister Klaus Matthiesen zählte er zu seinen Freunden.

Hausteins Prozessstrategie lässt sich in etwa so beschreiben: Ich weiß, dass vorab Informationen über die Auftragsvergabe an Holstein gegangen sind – aber nicht von mir. Die Manipulationen der Angebote durch Holstein habe ich nicht mitbekommen. Ich habe nie gesagt, dass Holstein die Aufträge bekommen soll. Ich bin unschuldig.

Ob Haustein aus dem Verfahren ungeschoren herauskommt, ist offen: Ein Hauptbelastungszeuge – ein Mitarbeiter des Aachener Planungsbüros, dass für die Auftragsvergabe zuständig war – konnte vor Gericht jetzt nicht mehr zweifelsfrei bestätigen, dass Haustein die Firma Holstein begünstigt hat. Dafür aber gibt es den Hinweis des Ex-Kollegen Udo Karl Strauss: Der gab vor Gericht zu, von Seniorchef Wilfried Holstein einen Umschlag mit 25 000 Mark bekommen zu haben – „und der hatte einen zweiten dabei und hat nach Haustein gefragt.“ ALEXANDER FLORIÉ