Wohin in Bremen?
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■ Montag, 20 Uhr

Kapital

Passt ins Haus der Wissenschaft: Denn den Kapitalismus zu erklären, hat ja durchaus mit Wissenschaft zu tun, auch wenn sich Menschen, die das versucht haben, nicht selten dem Vorwurf ausgesetzt sahen, ganz andere Dinge zu treiben. Ulrike Herrmann, taz-Autorin, erklärt in ihrem Buch „Der Sieg des Kapitals“ (und am Montag im Haus der Wissenschaft), wie der Kapitalismus entstand, warum wir nicht in einer Marktwirtschaft leben, Kapital nicht das gleiche wie Geld ist, warum der Kapitalismus ständig zu Krisen neigt und wie er politisch zu steuern wäre. So wird deutlich, dass der Staat nicht der Feind des Kapitalismus ist – sondern ihn erst ermöglicht.

■ Samstag, 19 Uhr & Sonntag, 17 Uhr, Schlachthof, Uhrenzimmer

Gastspiel: „Soft“

Es ist mittlerweile geradezu ein Gemeinplatz, Männerbeziehungen mit Homoerotik zu assoziieren. Ob was dran ist? Vielleicht sorgt der Besuch der Tanztheater-Performance „Soft“ für Erhellung: Da klatschen nackte Oberkörper aufeinander, greifen Hände nach Fleisch, ringen nach Halt. Auf einem Teppich ringen junge Männer – und bleiben am Ende in enger Umarmung liegen (Foto: Paula Reissig). Kennt man vielleicht so ähnlich, zumindest ein bisschen auch vom Boxen, wo sich allerdings ja auch Frauen mit Schlägen eindecken und sich doch zwischendurch mit klobigen Handschuhen zu tätscheln scheinen. Dabei beginnt „Soft“ bereits mit einer Ambivalenz: Die vier Männer tanzen Ballett. Dabei begegnen sie einem Meerjungvolk (was immer das ist) und bekommen ein Kind zusammen. Es geht um Männlichkeitsbilder, um Stereotype und deren Gegenteil, um Freundschaft und um Liebe. Das Gastspiel entspannt dem verzweigten Performance-Netzwerk „cobratheater.cobra“, das in Bremen schon mehrfach mit interessanten Produktionen zu Gast war.

■ Sonntag, 20 Uhr, Glocke

Gregory Porter & Lizz Wright

Eine Naturgewalt ist dieser Mann – und der Jazz-Sänger der Stunde. Was nicht bedeutet, dass Gregory Porter (Foto: Shawn Peters) dem Genre deshalb unbedingt neue Wege erschlösse. Er verbindet klassisches Crooning zwar durchaus mit Exkursionen in modernere, ganz selten gar moderat freiere Gefilde, setzt neben Love Songs auch jede Menge Black Consciousness und Geschichtsbewusstsein. Es ist vor allem seine Sangeskunst, die den Zwei-Meter-Mann zu einem auch sonst ganz Großen macht: Vom zartesten Wispern bis zum explosiven Scat-Gesang reicht sein Spektrum. Kein Wunder, dass manche in ihm den Heilsbringer des Jazz sehen. Im August erschien sein drittes Album „Liquid Spirit“ beim Traditionslabel Blue Note. Porter ist auf dem besten Wege zum Klassiker. In Bremen ist er jetzt mit Lizz Wright zu Gast. Sie wirkt fragiler als Porter, verfügt aber über eine genauso zu Herzen gehende Stimme. Musikalisch wildert sie allerdings auch außerhalb des Jazz, bei Folk, Soul, Gospel und Rhythm ’n’ Blues. Das Jazz-Konzert dieses Herbstes.

■ Freitag, 20 Uhr, Kleines Haus

Jelinek

Sowas gab’s früher nicht: Binnen eines Jahres präsentiert das Theater Bremen, dank guter Verbindungen auf Dramaturgen-Ebene, nun schon die zweite Jelinek-Uraufführung. Diesmal ist es zwar ein älterer Text, der da das Licht der Welt erblickt, aber er erblickt es eben hier. Entstanden ist „Tod-krank.doc“ einst für Christoph Schlingensief, der aber nur wenige Zeilen davon benutzte. Lediglich einer der vier Teile des Textes wurde danach aufgeführt. Bleiben immer noch Massen von Text, die im klassischen Jelinek-Sound ihre Themen verhandeln. Regie führt Mirko Borscht, der in Bremen bereits „Europa“ und „Larger Than Life“ inszenierte.