Im Clinch mit der Kirche

LAMPEDUSA-FLÜCHTLINGE

Gut zu sprechen ist die Bischofskanzlei nicht auf den offenen Brief, den die Flüchtlinge der Hamburger „Lampedusa-Gruppe“ an die Nordkirche schickten. In dem Schreiben kritisiert die Gruppe der rund 300 Afrikaner die evangelische Kirchenleitung, weil diese über ihre Köpfe hinweg mit dem Hamburger SPD-Senat über ihre Zukunft entschieden habe.

Die Stellungnahme von Kirchen-Sprecher Mathias Benckert lautete am Dienstag: „Auf offene Briefe antwortet die Landeskirche grundsätzlich nicht.“ Zumindest nach offizieller Sprachregelung sieht sich die evangelische Kirche lediglich in der Rolle des Vermittlers zwischen den Flüchtlingen, die ein Bleibe- und Arbeitsrecht in der Stadt fordern, und dem Senat, der die Flüchtlinge lieber gestern als heute zurück nach Italien schicken würde.

Dabei hat sich der Senat strategisch auf die Kirche und nicht auf die Lampedusa-Gruppe zubewegt. Nachdem er im Oktober mit Polizeikontrollen die Situation in der Stadt eskalierte, war er auf die Forderung der Kirche eingegangen, den Geflüchteten eine Duldung für das individuelle Aufenthaltsverfahren anzubieten. Die Lampedusa-Flüchtlinge hatten dagegen gefordert, als Gruppe bleiben zu dürfen. Ermöglichen könnte das der Paragraf 23 des Aufenthaltsgesetzes. Genau hier gibt es Differenzen: Während die Flüchtlinge eine Duldung für „ein Spiel auf Zeit“ halten, „um uns später einzeln abzufertigen“, hält die Kirche die geforderte Gruppenlösung politisch nicht für umsetzbar.

Am Freitag meldete sich Bischöfin Kirsten Fehrs selbst zu Wort und bedauerte, dass für die Lampedusa-Flüchtlinge „nur wenige kleine Fortschritte erreicht“ wurden. Gesichert sei, dass sie ein einigermaßen faires Verfahren bekommen. Der Ausgang sei jedoch „völlig ungewiss“.  LKA