Von der Krise gebeutelt

SCHIFFSFINANZIERER NORD LB

Das Schicksal der Nord LB wird auf hoher See entschieden. Zwar schippern die Niedersachsen besser als die Fast-Pleite-Kollegen von der HSH Nordbank in Hamburg und Kiel durch die Turbulenzen, die mit dem Ausbruch der Finanzkrise 2007 begannen, aber noch immer sitzt die staatliche Landesbank auf mehr oder weniger faulen Schiffsfinanzierungen im Wert von 18 Milliarden Euro. Mitschuldiger ist – Lokalheld Gerhard Schröder.

Die aktuellen Probleme der Nord LB hängen mit dem Aufstieg Deutschlands zu einer führenden Seemacht in den 2000er-Jahren zusammen. Hiesige Reeder sind vor allem bei Containerschiffen heute weltweit die Nummer eins – jeder dritte dieser Lastesel der Globalisierung gehört deutschen Finanziers. Begünstigt wurde der maritime Boom nicht allein durch wachsenden Welthandel, sondern auch durch die Politik: Seit der rot-grünen Regierung Gerhard Schröders (SPD) wurden Reeder und Finanziers aus industriepolitischen und geostrategischen Gründen begünstigt. So blieben die milliardenschweren Gewinne aus Schiffsbeteiligungen nahezu steuerfrei.

Dieser Boom erschien auch Banken lukrativ. Üblicherweise wurde ein Drittel des Schiffskaufpreises über einen Investmentfonds als Eigenkapital finanziert – und deren Anteile auch über die Nord LB provisionsträchtig vertrieben –, zwei Drittel kamen durch Bankkredite zusammen. Nun stehen bis zu 1.000 Fonds vor dem Aus, ein Viertel der deutschen Flotte. Anlegern und Finanzdienstleistern drohen hohe Verluste. Die Bundesbank erkennt ein „beträchtliches Risiko“ für den Bankensektor.

Davon darf man auch in Hannover ausgehen. Bereits seit längerem belasten Schiffspleiten und maritime Rückstellungen die Nord-LB-Bilanz, auch das erste Halbjahr 2013 war „durch die Schifffahrtskrise belastet“. Daran dürfte sich auch im dritten Quartal nichts geändert haben, dessen Zahlen man am Donnerstag veröffentlicht. Denn Seehandel und Schifffahrt stagnieren in Europa, weltweit gibt es weiterhin große Überkapazitäten. In der Folge sind die Charterraten auf Tauchstation.

Dem nach der HSH Nordbank zweitgrößten Schiffsfinanzier in Deutschland drohen stürmische Zeiten.  HAPE