HARALD KELLER DER WOCHENENDKRIMI
: Ein Hauch von Todeszone

Ganz alte Schule: Der Ermittler ist von Adel, lässt sich standesgemäß im Rolls Royce chauffieren und wahrt eisern die Contenance, selbst wenn er in Verbrecherkreisen weilt, um Inspirationen für seine Tätigkeit als Kriminalautor zu sammeln. Zumeist bewegt sich der Graf (Lukas Ammann) aus dem Geschlecht der Yosters im gehobenen Milieu. Was nicht bedeutet, dass seine Gegenüber die gleiche Noblesse besitzen wie der stets korrekt auftretende Edelmann.

Johann Gotthold Weinhofer (Wolfgang Völz) fungiert nach außen hin als Chauffeur des Grafen. Johann blickt auf eine kriminelle Karriere und diverse Haftaufenthalte zurück und ist Yoster nicht nur treu ergeben, sondern dank seiner besonderen Talente durchweg eine große Hilfe.

„Graf Yoster gibt sich die Ehre“ entstand 1967 als Vorabendserie für die Rundfunkwerbung Stuttgart, mithin den Süddeutschen Rundfunk. Damals sendeten die einzelnen ARD-Anstalten vor 20 Uhr eigene Regionalprogramme. Später firmierte das Westdeutsche Werbefernsehen als Auftraggeber, mit dem französischen O.R.T.F. als Partner, woraufhin das Personal um Yosters Nichte Charlie (Béatrice Romand) erweitert wurde.

Mit der Doppelfolge „Ein Hauch von Ammoniak“ heckten die versierten Szenaristen Karl Heinz Willschrei und Theo van Alst einen verzwickten Entführungsfall aus, der überraschende Wendungen bereithält. Dazu, typisch für die Serie, skurrile Figuren, korrupte Oberschichtler und die amüsanten Dialoge zwischen Johann und dem Grafen, deren Witz nicht zuletzt aus dem Bildungsgefälle der beiden Protagonisten entsteht.

Woraus sich messerscharf kombinieren lässt: Der ARD-Vorabend ist dank allerlei Krimiserien im inhaltlichen Sinne seit je eine „Todeszone“ – und die Idee, Mordlust mit Humor zu entschärfen (Münster-„Tatort“, Saarbrücken-„Tatort“), wahrlich nicht neu.

„Graf Yoster gibt sich die Ehre“: „Ein Hauch von Ammoniak“; Sa., 0.50 Uhr, HR