Freude über ein Miststück

WARUM? Niemand hätte gedacht, dass die Männer so dumm sind. Ihr Widerstand stärkt die Netzwerke der Frauen

VON SILKE BURMESTER

Ein Verein, der sich für die Quote einsetzt, ist per se ein bescheuerter Verein. Denn er versucht etwas zu etablieren, für das die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali die hübsche Beschreibung wählte, die Quote sei „das Miststück, das wir brauchen“.

Ein Verein, um ein Miststück zu installieren, etablieren, zementieren – schöner Scheiß.

Dass es so etwas Unbeliebtes wie ProQuote gibt, ist nicht meine Schuld. Und auch nicht die von Julia Karnick oder Sandra Maischberger. Nicht mal Annette Bruhns, die Vorsitzende, kann etwas dafür. Obschon sie treibende Kraft der Gründung ist. Es ist die Schuld derer, die den Verein am wenigsten wollen – die der Männer, die in den Medien auf den Leitungsposten und den Bestimmerstühlen sitzen und seit Jahrzehnten dafür Sorge tragen, dass Frauen da nicht raufkommen.

Mitglied eines Vereins zu sein, den man selbst als lästiges Übel ansieht, ist nicht gerade das, was ich als „schocke“ bezeichnen möchte. Auch ich würde lieber unter Palmen liegen. Aber damit endet auch schon die Larmoyanz. Denn bei allem, was nun kommt, geht es um Spaß, Energie und Freude. Es soll nun nicht der Eindruck entstehen, ich sei die Engagierteste im Club. Aber: Selbst wenn man nur ein kleines bisschen mitmacht, ist das einfach großartig. Und es hat einen tollen Effekt: Solidarität. Zusammenhalt unter Frauen, die Kolleginnen sind, häufig aber auch Konkurrentinnen. Anstatt weiter gegeneinander zu agieren, wächst über ProQuote das Miteinander. Gespeist aus der Wut über die Verhältnisse, entsteht die Kraft, die jede Bewegung stark macht: die der Verschwörung und des gemeinsamen Ziels. In unserem Falle, Frauen Teilhabe zu erkämpfen.

Ehrlich gesagt, ich hätte nie gedacht, dass Männer SO blöd sind. Geradezu dumm. Wären sie auch nur ein bisschen klug und vor allem weitsichtig, würden sie alles tun, damit wir wieder verschwinden. Sie würden dafür Sorge tragen, dass ProQuote sich schnellstens auflöst. Was wir ja versprochen haben: Sind 30 Prozent Frauen in Führungspositionen, löst sich der Verein auf. Aber was tun die Deppen? Schließen die Reihen und geben unserem Protesttier Nahrung. Mit einer Personalentscheidung nach der anderen. Wie etwa beim Handelsblatt, Stern oder Spiegel.

So blöd muss man erst mal sein! Ich glaube, sie ahnen gar nicht, wie sehr sie uns dadurch stärken. Denn während des Kampfes knüpfen wir Netzwerke und schaffen Bündnisse, die weit über den Kampf hinausgehen. Für die, die wir bei ProQuote mitmachen, ist jeder Monat der Existenz dieses Vereins ein Gewinn. Er stärkt den Zusammenhalt von Frauen in den Medien.

Wäre ich ein Kerl, der was zu sagen hat, ich würde zusehen, dass jede dritte Führungskraft in meinem Laden weiblich ist, bevor auch noch die letzte Frisuren-Reporterin dahintergekommen ist, wie gut sich weibliche Verbundenheit anfühlt, bei der Männer tatsächlich irgendwann das Nachsehen haben könnten. Ich glaube, es ist das Glück der Frauen, dass Männer manchmal blöder sind als erlaubt.