: Die Rückkehr des Kaufhauses
Ganz in Weiß präsentiert sich die Galeria Kaufhof am Alex nach ihrem Umbau. Und lässt die bunte Warenwelt im neuen Haus fast ein wenig zurücktreten. Für hiesige Verhältnisse ist das ungewöhnlich
von UWE RADA
Zwei Jahre lang hat der Kunde mitten auf der Baustelle einkaufen müssen. Ab heute wird er dafür belohnt mit „World Class Shopping“ in der neuen Galeria Kaufhof am Alexanderplatz. Nach der Erweiterung von 20.000 auf 35.000 Quadratmeter Verkaufsfläche bei laufendem Betrieb öffnet das neue Flaggschiff der zum Metro-Konzern gehörenden Kaufhofkette mit Pomp seine Pforten.
Und siehe da – der Umbau hat sich gelohnt. Zwar unterscheidet sich die Fassade in ihrem Natursteinprotz kaum von der Stangenarchitektur in Restmitte. Umso aufregender dagegen ist die Innenarchitektur. Dreh- und Angelpunkt sind die unter einer lichtdurchfluteten Kuppel angeordneten Rolltreppen. Fristen die in andern Kaufhäusern eher ein Dasein am Rande, stehen sie in der neuen Galeriea Kaufhof im Mittelpunkt des Raumerlebens. Zwanzig Rolltreppen auf fünf Etagen, das ist nicht nur zwanzigmal von A nach B, sondern auch zwanzigmal langsam dahingleitende Aussichtsplattform. Zumindest für Berliner Verhältnisse ist diese Inszenierung eines Kaufhauses als lautlose Reise durch seinen Innenraum ungewöhnlich.
Fast schon im stolzen Ton des Understatements freut sich deshalb der Architekt Jan Kleihues, der den Entwurf seines 2004 verstorbenen Vaters Josef Paul zu Ende gebaut hat: „Die Fahrtreppen erscheinen in dem Entwurf meines Vaters nicht wie hereingehängte Fremdkörper, sondern sind durch die plastische Profilierung mit dem gesamten Raum verbunden.“
Ein verbindendes Element hat Kleihues aber nicht nur mit den Fahrtreppen gefunden, sondern auch mit dem alles dominierenden Weiß, das die ausgestellten Waren fast schon hinter der Architektur des Raums zurücktreten lässt. Weiß sind die Decken, die Balustraden, die Wände, die Art-Deco-Lampen, die Fahrstuhlbänder. Das Tageslicht, das nicht nur durch die Kuppel, sondern auch die Fenster in den Fassaden dringt, lässt das künstliche Licht fast vergessen. So schön kann Kaufhaus sein.
Und auch so erfolgreich, hofft Kaufhof-Geschäftsführer Detlef Steffens. 200 Markenshops, 350 Käsesorten, 1.000 Weine und 120 Whiskeysorten wollen schließlich ihren Kunden finden. Und ganz nebenbei ist das um 25 Meter zum Brunnen hin erweiterte Haus am Alexanderplatz zur größten Galeria-Kaufhof-Filiale in ganz Deutschland geworden – noch vor den Häusern in Köln und München.
Dass das Konzept trotz der wachsenden Konkurrenz der Shopping Malls – gleich nebenan eröffnet 2007 die Alexa – Erfolg haben wird, glaubt auch der Geschäftsführer des Handelsverbandes, Nils Busch-Petersen. „Das innerstädtische Warenhaus“, sagt er, „hat dann Zukunft, wenn das Konzept überzeugend ist. Bei der Galeria Kaufhof am Alex ist das der Fall.“ Zwar entwickle sich das Warenhaus mit seinen Shop-in-Shop-Konzepten selbst immer mehr zu einer Shopping-Mall. „Doch das unterscheidet sich noch immer deutlich von den Häusern in Schweden oder Großbritannien.“
Nur eines glaubt Busch-Petersen nicht: dass die neue Galeria am Alex dem KaDeWe Konkurrenz machen könnte, zumindest nicht wirtschaftlich. „Das schließt aber nicht aus, dass der ein oder andere extra an den Alex kommt, um die Architektur zu bewundern.“
Zur Eröffnung hat der Kaufhof am Alex bis Samstag jeweils 22 Uhr und am Sonntag von 12 bis 17 Uhr geöffnet