PUA-Bericht doch nicht so schlecht

ELBPHILHARMONIE Medien diskutieren weiter Details aus dem Bericht des Untersuchungsausschusses wie zum Beispiel die Kostenentwicklung für die Stahlträger. Warum diese Diskussion jetzt kommt, ist unklar

Die Architekten hatten Stahlmengen wegen unfertiger Pläne nur grob schätzen können

Dass Stahlträger für Neubauten wichtig sind, ist nicht neu. Und auch, dass die Elbphilharmonie schwerer und höher wurde als zunächst geplant, ist schon durchgesickert: Etliche Pfähle wurden nachträglich in den Hafenschlick gerammt, weil man bemerkt hatte, dass der einstige Kakaospeicher aus dem Jahr 1963 Parkhaus, Wohnungen und Konzertsäle nicht aus eigener Kraft tragen kann.

Nachjustieren musste man folglich mit fortschreitender Planung auch Zahl und Art der Stahlträger für die Aufbauten. Denn seit 2006 wurde die Planung x-mal verändert und zum Beispiel um mehrere Wohnungsgeschosse sowie einen dritten Konzertsaal ergänzt. Zudem wurde der Auftrag, die Elbphilharmonie zu bauen, mit unvollständigen Planungsunterlagen vergeben, wie inzwischen wohl bekannt ist. Die Architekten Herzog & de Meuron, die die Unterlagen erstellten, hatten damals genau hiervor gewarnt: dass die unvollständigen Unterlagen, in denen nicht alle Details beschrieben waren, zu erheblichen Verteuerungen führen könnten.

Was sie an Stahlmengen anno 2006 schätzten, konnte also nur vage sein. Genau so steht es im vorläufigen Bericht des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) Elbphilharmonie, den die Bild jüngst zitierte. Die Stahlmenge für die Säle sei von Dezember 2006 bis August 2008 um 524 Tonnen gestiegen. Außerdem habe man zunächst die falsche Stahlsorte verplant. All das habe den Stahl um 7,5 auf elf Millionen verteuert.

Das stimmt, aber erstens stieg der Stahlpreis damals ohnehin weltweit, zweitens „ist das Problem der nicht ausreichend kalkulierten Stahlmengen und des gestiegenen Stahlpreises als einer der Kostentreiber des Nachtrags vier und damit seit 2008 bekannt“, sagt Kulturbehördensprecher Enno Isermann. Dies stehe auch in der öffentlich einsehbaren Drucksache zu jenem Nachtrag vier.

Auch der PUA-Vorsitzende Ole Thorben Buschhüter (SPD) versteht nicht, warum diese Details – vorangegangen war die mediale Empörung über teure Elbphilharmonie-Klobürsten – gerade jetzt an die Öffentlickeit gelangen: „Der PUA-Abschlussbericht liegt seit August vor und war von der Opposition als überarbeitungswürdig zurückgewiesen worden.“ In der Tat hatte CDU-Obmann Jörg Hamann das Papier im August als unsystematisch, informationsüberfrachtet und wenig pointiert bezeichnet.

Angesichts der Tatsache, dass Details aus dem internen Papier jetzt an die Medien gereicht würden, sagt Buschhüter, „kann der Bericht so schlecht nicht gewesen sein“. Wer von der Diskussion profitiert – zu einem Zeitpunkt, zu dem auf der Elbphilharmonie-Baustelle ausnahmsweise alles glatt läuft –, weiß indes niemand zu sagen.  PETRA SCHELLEN