CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: Fair-Trade-Vögeln

So viel Know-how, so viel Equipment, so viel Investment – rein wirtschaftlich war die Abwicklung der Stasi eine Sünde. Radio Bremen hat anlässlich der Feiern zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung, der in Bremen begangen wird, ein Krimi-Szenario in Auftrag gegeben, in dem der Geist von Mielkes Truppe zumindest ökonomisch durch die Republik spukt.

Zum einen geht es hier um Stasiverbrecher, die ganz offiziell ihrem alten Handwerk in einem der wenigen florierenden Gewerbezweige des Landes nachgehen: der Sicherheitsbranche. Zum anderen um das alte Ostspionagenetzwerk, das nun für globalen Waffenhandel benutzt wird. Zentrale Figur ist der Herr Schröder, ein Dr. Mabuse der Laubenpieper, der in seinem Bremer Schrebergarten original Thüringer grillt und nebenbei eine kleine Abhörstation laufen hat.

Zurzeit nimmt der Überwachungsspezialist den linken Unternehmer Hans Rodenburg (Jürgen Prochnow) ins Visier. Der Fair-Trade-Spediteur hat sich in jungen DKP-Jahren zu nahe an die Stasi herangewagt, das macht ihn nun erpressbar; dank seiner guten Kontakte nach Südamerika verfügt er über Zugang zum Guerillawaffengeschäft. Sicherheitshalber führt man dem idealistischen Macho dann auch noch eine junge Indio-Aktivistin zu (Laura Tonke), die ihn im Bett zur Kooperation bewegen soll. Zwischen korrekt gehandeltem Kaffee kommt’s zur Kopulation.

Ein lustvolles Paranoia-Szenario ist „Schlafende Hunde“ (Buch: Wilfried Huismann, Dagmar Gabler, Regie: Florian Baymeyer) geworden – und auch Kommissarin Lürsen (Sabine Postel) bekommt noch mal die alten Ostzersetzungsstrategien zu spüren. Nach einigen erschreckend öden Episoden zeigt Radio Bremen hier wieder alte Brisanz: Wie Wahrheit mit Fiktion, Pulp mit Politik kombiniert wird, mischt die staatstragende Gediegenheit anderer Wiedervereinigungsfeierlichkeiten auf.

Bremen-„Tatort“: „Schlafende Hunde“; So., 20.15 Uhr, ARD