Ein-Euro-Theater
: Trümmer einer Strategie

Es ist ein Trauerspiel, das die nicht mehr ganz taufrischen Nachwuchs-Schauspieler in Bremen aufführen, wenn auch eher auf einer Meta-Ebene: Für den Betrachter unsichtbar geben sie den Abgesang auf das Bremer Entwicklungsmodell. Nach dem Niedergang der Schwerindustrie hat der Zwei-Städte-Staat versucht, sich als Dienstleistungs-Standort neu zu positionieren, mit Schwerpunkt Tourismus. Aber die Reisebusse wollen nicht recht kommen, Arbeitsplätze sind kaum entstanden.

Kommentar vonJan Kahlcke

Irrwitzigen Projekten wie dem Packhaus warfen die Bremer im weltfremden Expo-Hype einst jede Menge Staatsknete hinterher. Es ist schon Ironie der Geschichte, dass selbst zur Zweitverwertung nach der Pleite wieder staatliche „Akteure“ ran müssen. So obliegt es den Arbeitslosen von heute, die Trümmer der Strategie von gestern zusammenzukehren.

Keine Frage: Für die Beteiligten scheint die Zeit als Bremer-Darsteller ein sinnvoller Zeitvertreib, so lange nichts anderes geht. Die Laienspielgruppe als besseres Bewerbungstraining zu verkaufen grenzt allerdings an Zynismus. Wer in Archiven recherchiert und sich eine historische Rolle aneignet, hat kein Problem mit seinem Auftreten. Es handelt sich um gestandene Leute, für die in ihren Branchen schlicht kein Bedarf mehr ist. Egal wie viel Theater sie machen.