Die zwei müden Krieger vom Zweistromland

Bush und Blair geben Fehler in ihrer Irakpolitik zu. Doch „wir haben aus unseren Fehlern gelernt“

WASHINGTON taz ■ Ein merkwürdiges Bild gaben die beiden Staatsmänner ab. In leisen Tönen und sich gegenseitig bei Formulierungen assistierend, zogen US-Präsident George Bush und der britische Premier Tony Blair gut drei Jahre nach dem Einmarsch in den Irak eine überraschend selbstkritische Bilanz ihrer Irakmission. Bei einem gemeinsamen Auftritt vor der Presse in Washington erklärte Bush am Donnerstag, der „schlimmste Fehler“ der USA sei der Folterskandal im Gefängnis von Abu Ghraib gewesen. „Dafür bezahlen wir schon seit langem.“ Blair meinte, die Entmachtung der Anhänger von Saddam Hussein hätte „differenzierter“ geschehen sollen. Beide Politiker aber hielten sich an die wolkige Formel, dass ein Truppenrückzug aus dem Irak erst dann erfolgen werde, wenn irakische Truppen besser ausgebildet und im Stande seien, mehr und mehr Teile des eigenen Territoriums kontrollieren zu können.

Bush bedauerte zudem seine Wortwahl in manchen Situationen, zum Beispiel, als er dazu aufrief, Terroristenführer Ussama Bin Laden „tot oder lebendig“ zu fassen. Auch habe er sich zu abfällig über Aufständische im Irak geäußert. Seine Wortwahl sei in bestimmten Regionen der Welt falsch verstanden worden, deshalb wolle er sich künftig gewählter ausdrücken, versprach Bush.

Doch „wir haben aus unseren Fehlern gelernt“, sagte Bush weiter. „Wir haben die Methoden angeglichen und auf den Erfolgen aufgebaut.“ Er und Blair rechtfertigten die grundsätzliche Entscheidung, Saddam Hussein zu entmachten. Irak sei heute auf dem richtigen Weg. Wenn ein irakischer Verteidigungsminister ernannt sei, wolle man mit den Irakern auch über einen Rückzug der rund 135.000 amerikanischen und 8.000 britischen Soldaten sprechen. Blair stellte in Aussicht, dass die Iraker nun Zug um Zug die Verantwortung für die Sicherheit in ihrem Land übernehmen sollten. Es sei denkbar, dass die einheimischen Sicherheitskräfte ab Ende 2007 im gesamten Land für Sicherheit und Ordnung sorgen könnten. Das hatte auch Iraks neuer Ministerpräsident Nuri al-Maliki bei Blairs Besuch in Bagdad am Montag angekündigt.

Rückblickend bezeichnete Blair die Entmachtung der Anhänger Saddam Husseins als größte Herausforderung im Irak. Der Hauptgrund für die Schwierigkeiten der britischen und US-Truppen im Irak heute sei die Entschlossenheit der Aufständischen, sie zu besiegen, meinte Blair. ADRIENNE WOLTERSDORF