Der Brilli-Christdemokrat ist wieder im Spiel

Vier Monate nach seinem Rücktritt als Minister ist Andreas Renner als OB-Kandidat in Mannheim im Gespräch

BERLIN taz ■ Ein christdemokratischer Sozialminister, der sich einen Brilli ins Ohr steckt, zum dritten Mal verheiratet ist und beim Christopher Street Day in Stuttgart den Schirmherrn macht – traditionsfrohe CDU-Mitglieder in Baden-Württemberg bekamen fast einen Herzkasper. Als im Januar auch noch rauskam, dass Andreas Renner einen Bischof beleidigt hat, opferte Ministerpräsident Günther Oettinger seinen Gefährten. Doch jetzt ist der 46-Jährige für ein neues Amt im Gespräch.

Der Südwestrundfunk meldete, Renner sei vom zuständigen CDU-Kreisvorsitzenden gebeten worden, im Sommer 2007 in Mannheim als Oberbürgermeister anzutreten. Er habe es schon immer als spannend empfunden, eine Großstadt zu führen, zitierte der SWR den Exminister.

Renners Rücktritt hatte vielen als Symbol der Spaltung in Baden-Württembergs CDU gegolten, wo Oettinger mit den Traditionalisten rang, die sich gegen Schwarz-Grün und eine gesellschaftspolitische Öffnung wehrten. Der Grüne Fritz Kuhn nannte Renner in der taz seinen Lieblingspolitiker bei der CDU. Dem half so etwas nicht. Er sitzt zwar weiter im CDU-Bundesvorstand und im Präsidium der Landes-CDU, hat aber kein Landtagsmandat. Zurzeit plant er in Griechenland seine Zukunft und ist für Nachfragen nicht erreichbar.

„Er interessiert sich mit Sicherheit“, hieß es aus CDU-Kreisen. Ein Comeback als Oberbürgermeister sei für ihn attraktiv, da er im Erfolgsfall vom Volk gewählt und nicht von Oettinger eingesetzt sei. Mannheim ist eine SPD-Hochburg, aber der alte sozialdemokratische Amtsinhaber tritt ab und in der Partei wird heftig gekämpft, wer antritt. Die Mannheimer CDU könnte neue Leute brauchen: 2005 machten sich die Parteifreunde unter Decknamen im Internet übereinander her. Nun will CDU-Kreischef und Wissenschaftsminister Peter Frankenberg ein bürgerliches Bündnis für die Wahl schmieden – die Grünen inklusive. „Wir sind für Gespräche offen“, sagte Mannheims Grünen-Chef Dirk Grunert. Es komme auf die handelnden Personen bei der CDU an. Renner? „Natürlich kommt der bei uns relativ gut an.“ GEORG LÖWISCH