USA testen Chinas Luftabwehr

INSELSTREIT B-52 durchfliegen Chinas einseitig erklärte Luftverteidigungszone. Auf Druck Tokios verweigert Japan Airlines von Peking gefordertes Prozedere

BERLIN taz | Demonstrativ sind am Dienstag zwei B-52 Langstreckenbomber der US-Luftwaffe unangekündigt in Chinas neue Luftverteidigungszone über dem Ostchinesischen Meer eingedrungen. Sie hielten sich nach Angaben aus Peking zwei Stunden und zwanzig Minuten in der Zone auf, die China am Samstag einseitig ausgerufen hatte. Diese deckt sich mit einer entsprechend von Japan beanspruchten Zone zu rund Zweidritteln.

Zu dem umstrittenen Gebiet gehören auch die auf Japanisch Senkaku und auf Chinesisch Diaoyu genannte unbewohnte Inselgruppe. Dort werden Öl- und Gasvorkommen vermutet.

Die beiden unbewaffneten US-Bomber kamen nach amerikanischen Angaben vom pazifischen US-Luftwaffenstützpunkt Guam. Ihr Flug sei im Rahmen einer Übung lange geplant gewesen. Die von China mit der Erklärung der Zone verbundenen Regeln schreiben vor, dass sich dort alle Flugzeuge identifizieren und ihre Daten nennen müssen.

China hatte in den vergangenen Tagen die harsche Kritik an seiner einseitigen Ankündigung der Zone scharf zurückgewiesen. Dagegen reagierte es am Mittwoch auf die US-Provokation aber gelassen. Man habe die Flugzeuge „beobachtet, identifiziert und ihren Typ bestimmt“, erklärte ein Sprecher.

Die einseitige Einrichtung der umstritten Zone war von Japan, den USA, Südkorea, Taiwan und Australien kritisiert und zum Teil als Versuch zur Änderung des Status quo bewertet worden. Neben Japans Ansprüchen sind auch südkoreanische betroffen. Auf Druck ihrer Regierung verzichteten Japan Airlines und All Nippon Airways ab Mittwoch darauf, China künftig die Flugdaten zu nennen. Dies hatten sie wie von Peking seit Samstag gefordert getan, um kein Abfangen zu riskieren. Flugzeuge beider Linien durchfliegen rund 30 Mal täglich das Gebiet.

Am Dienstag hatte Peking erstmals seinen neuen Flugzeugträger Lianoing ins Südchinesische Meer geschickt. Auch mit den dortigen Nachbarn streitet die Regierung in Peking um Inseln. SVEN HANSEN