Shakespeare oder nicht Shakespeare, das ist hier die Frage

Shakespeare ist natürlich toll, und dass der Mann aus Stratford-upon-Avon auch 400 Jahre nach seinem Tod noch ganze Forscherheere für die Arbeit an sich einzuspannen versteht, ist eine unbedingt weltliterarische Leistung. Mit durchaus zwiespältigen Ergebnissen. Da wurde beispielsweise einerseits akribisch nachgewiesen, dass die wenigen überlieferten Darstellungen von William Shakespeare tatsächlich auch Shakespeare zeigen. Und jetzt soll dieser Shakespeare gar nicht Shakespeare sein. Also nicht Shakespeare, der Dichter. Wobei nicht unbedingt die Existenz von „Hamlet“ oder „Romeo und Julia“ angezweifelt wird, sondern eher, dass ein Mann aus dem einfachen Volke so was doch hätte gar nicht stemmen können mit den ganzen Anspielungen und der Sprachmacht, wie gerade der deutsche Autor Kurt Kreiler in einem Buch nachzuweisen versucht. In „Der Mann, der Shakespeare erfand“ schlägt er stattdessen den englischen Adligen Edward de Vere, 17. Earl von Oxford, als eigentlichen Urheber der Shakespearschen Werke vor, der sich nur hinter dem Namen Shakespeares, dem Schauspieler und Theaterbesitzer, versteckte. Was am heutigen Abend im Literaturforum im Brecht-Haus für einen netten Disput zwischen glaubensfesten Stratfordianern und den Avon-Agnostikern sorgen kann, wenn das Buch im Gespräch von Ekkehart Krippendorff und Maik Hamburger mit dem Autor vorgestellt wird. TM

■ Literaturforum im Brecht-Haus, Chausseestraße 125. Dienstag, 20 Uhr. 5/3 €