handke
: Der Preis des Krieges

Nur gut, dass Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin selten etwas peinlich ist. Immerhin hat er Peter Handke persönlich mitgeteilt, dass er im Dezember den Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf überreicht bekomme. Und nun ist die Öffentlichkeit derart alarmiert, dass OB Erwin den Dichter wohl wieder ausladen muss. Beide, der großspurige Oberbürgermeister und der nicht weniger seltsame Dichter, werden es verschmerzen. Aber ist der Rückzieher richtig?

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Ihre Wahl fiel mehrheitlich auf Handke, weil er „eigensinnig wie Heine seinen Weg zu einer offenen Wahrheit“ gehe, schreibt die Jury. Schon wegen der kurzen klugen Begründung sollte der Preis beim Dichter verbleiben.

Denn Handke ist eigensinnig, in der Frage der Rolle Serbiens im Balkankrieg ist er sogar einseitig. Doch die Expeditionen ins Feindesland, seine Parteinahme – hilft das nicht bei der Wahrheitsfindung? Hilft es nicht, eine Bewertung zu finden, die vor allem in Deutschland so furchtbar schwer fällt, weil das Land Kriegsteilnehmer war? Und vor allem deshalb wurde Handke vom unangenehmen Provokateur zum Überläufer und zum Feind. So erklärt sich auch der besonders laute Einspruch grüner Politiker. Sie haben die Militäreinsätze in Ex-Jugoslawien damals gewollt und gestützt. Für Joschka Fischer oder Angelika Beer ist Handke ein Gegner wie die innergrüne Friedenslinke.

Fast seherisch lobt die Jury auch Handkes konsequente Haltung gegen „veröffentlichte Meinung und ihre Rituale“. Richtig. Noch vor Monatsfrist scheuten sich Feuilletonisten nicht, mit dem Dichter durchs Pariser Unterholz zu kriechen. Doch wenn Handke den Heine-Preis bekommt, wird dagegen getrommelt. Dass der Düsseldorfer Stadtrat aufgrund eines veröffentlichten Rituals den Juryspruch aber wieder kassieren wird, was ist das? Ironie?